Nichts geht mehr

Von Ped

Feb 28, 2022 Donbass, Halford Mackinder, Wladimir Putin, Wolodymyr Selensky, Zbigniew Brzezinski

Ende eines Spieles mit gezinkten Karten.


Die militärische Intervention Russlands in der Ukraine hat eine lange Vorgeschichte. Eine, die von westlichen Politikern und den dortigen Systemmedien geflissentlich ausgeblendet wird. Würde doch so die Heuchelei und scheinheilige Betroffenheit ob der Kriegsopfer im nach Russland größten europäischen Land umgehend offenbar werden. Eine zum Großteil uninformierte und manipulierte Öffentlichkeit ist — ganz wie im Falle Corona — außerstande, den strategischen, politischen wie völkerrechtlichen Hintergrund betreffs der jüngsten Ereignisse im Osten des europäischen Kontinents zu erfassen.


Am 24. Februar 2022 haben russische Truppen aktiv Kampfhandlungen in der benachbarten Ukraine aufgenommen. Man führt Krieg. Ein klarer Völkerrechtsbruch. Russland offenbart sich als Aggressor. Die Welt ist gefordert, dem Kriegstreiber in den Arm zu fallen.

Das ist die A-Geschichte. Wir müssen begreifen: Wenn uns Politiker und Massenmedien Geschichten erzählen, dann sind es immer A-Geschichten. Geschichten vollgepackt mit Stimmungen, mit Empörung und Entrüstung, garniert durch moralische Floskeln, dass es nur so trieft. Das ist das Wesen von A-Geschichten. Dass sie emotional sind.

So wir dieses Prinzip erst einmal erfasst haben, wissen wir eines ziemlich sicher: Es gibt eine B-Geschichte, ein reales Geschehen hinter der A-Geschichte. Die B-Geschichte ist freilich nüchterner und dazu auch noch komplex, vielschichtig und widersprüchlich. So ist das halt, wenn wir uns von der holzschnittartig gezeichneten Märchenwelt guter Geister und böser Dämonen trennen und in die Realität hinüberwechseln. Freilich ist das anstrengend. Die Gut-Böse-Diktion versagt ein ums andere Mal, unsere Seelenwelt füllt sich mit Dissonanzen, deren Auflösung auch zu einer Herausforderung für unser Selbstverständnis, unser Ego eskalieren kann. Wie dem auch sei, sind wir bei Nutzung des gerade Besprochenen, mit einer mächtigen Erkenntnis versehen und diese sollte dringend zu unserem alltäglichen Handwerkszeug gereichen.

Wenn aktuelle und geschichtliche Ereignisse emotional aufgeladen werden, handelt es sich immer um Propaganda, um die A-Geschichte. Und immer dann, wenn wir das erkennen, sollten wir umgehend nach der B-Geschichte, der Wahrheit hinter der täuschenden Fassade auf die Suche gehen.

Ursache und Wirkung

Die A-Geschichte macht uns weis, dass Russland die Ukraine überfallen hätte und besetzten möchte. Das wäre ein klassischer Krieg, um Land zu erobern. Doch davon kann keine Rede sein. Der Zweck dieser militärischen Operation ist ein anderer und der ist nachvollziehbar. Wer sich freilich jahrelang das Bild vom bösen Putin in die geistigen Venen hat injizieren lassen, dürfte kaum in der Lage sein, so etwas überhaupt zu hinterfragen. Die ARD-Tagesschau hat den Zweck in ihrem Ukraine-Ticker fallengelassen. In einer der Meldungen spricht der russische Präsident da von einer: „Sonder-Militäroperation zum Schutz des Donbass“ (1).

Der Zweck des Krieges ist danach der Schutz des Donbass. So man sich der Hysterie über den „Aggressor Putin“ entziehen konnte und erfreulicherweise nicht mit Schaum vor dem Mund nach Vergeltung (für was auch immer) schreien muss, hat man bereits hier den Einstieg gefunden, um verstehen zu können.

Denn die nächste Frage kann doch nur lauten: Warum will die russische Armee eigentlich den Donbass schützen? Die Antwort lautet:

Weil gegen die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung des Donbass Krieg geführt wird — und zwar schon seit Längerem. Länger als der Zweite Weltkrieg dauerte. Die Leute da im Osten der Ukraine, an der Grenze zu Russland, gegen die da Krieg geführt wird, sind also russischsprachig. Aber sie sind auch Ukrainer. Wenn man es genau nimmt: Waren Ukrainer. Wer hat gegen diese russischsprachigen Ukrainer Krieg geführt?

Nun, das sind Armee und paramilitärische Verbände des eigenen Landes, ins Feld geführt von einer illegitimen, mit Hilfe aus dem Ausland an die Macht geputschten Regierung. Nach konservativen Schätzungen hat dieser Krieg gegen die eigene Bevölkerung 3.300 Zivilisten das Leben gekostet (2).

Hat der geneigte Leser jemals etwas von triefender Betroffenheit seitens der Systemmedien und politischen Spitzen Deutschlands erfahren, so doch in einem europäischen Land über 3.000 Menschen von der Armee und Paramilitärs des eigenen Landes ermordet wurden?

Antworten auf Fragen führen zu neuen, unbequemen Fragen. Warum setzt eine illegale, weil seit 2014 durch einen Putsch an die Macht gekommene Clique bewaffnete Kräfte gegen Teile der eigenen Bevölkerung ein?

Es ist kein Geheimnis, dass diese neue Machtqlique zuvor die politischen Amtsträger der Oblaste im Donbass einfach abgesetzt und außerdem mit der Umsetzung einer radikalen, antirussischen Agenda begonnen hatte. Sich dabei faschistoider, paramilitärisch aufgerüsteter Banden bedienend, die man später sogar in die regulären Streitkräfte eingliederte. Dort fanden sich Leute, die den ukrainischen Nationalisten, Faschisten und Hitler-Verehrer Bandera huldigen und gern auch mit Symbolen des nationalsozialistischen Deutschlands auf Russenjagd gingen (3 bis 5).

Sprache beeinflusst unsere Emotionen. Waren es clevere Spin-Doktoren, die im Jahre 2014 den Begriff „prorussische Separatisten“ erfanden und auch umgehend für eine negative Konnotation des Begriffs sorgten? In den Massenmedien hierzulande ist dieser längst gang und gäbe. Verdeckt wird allerdings, dass es sich bei „prorussischen Separatisten“ vor allem um ukrainische Staatsbürger mit (ethnisch) russischen Wurzeln handelt.

Aggressivität stellt sich ebenfalls in Sprache dar. Wer da in der Ukraine in voller Kriegsrhetorik schwelgte, waren die neuen vom Westen hofierten Machthaber in Kiew. Die frühere ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko ließ im März 2014 in Richtung des russischen Präsidenten Wladimir Putin verlauten, sie wäre bereit:

„eine Maschinenpistole in die Hand zu nehmen und diesem Drecksack in die Stirn zu schießen“ (6)

und weiter:

„Ich würde all meine Beziehungen geltend machen und die ganze Welt erheben lassen, damit von Russland nur ausgebrannter Boden übrig bleibt.“ (6i)

Genau diese von den politischen Führern angeheizte Atmosphäre machte schließlich im Frühjahr 2014 das Progrom von Korsun sowie die Ereignisse von Odessa möglich — und schließlich den Krieg gegen die Menschen im Donbass. Russland hat seitdem nicht tatenlos zugesehen, dass Russen in der Ukraine getötet werden, unter anderem Tausende russische Zivilisten. Es hat die Menschen dort vor allem sozial und wirtschaftlich aber auch militärisch unterstützt und trotzdem die territioriale Integrität der Ukraine beachtet (7).

Politische Tricksereien

Gleichzeitig war und ist man in Moskau nicht naiv. Der französische Präsident und der deutsche Bundeskanzler, die jeweils länger mit Putin in Moskau konferierten, werden sich vor allem angehört haben, dass sie sich als Garantiemächte verpflichtet hatten, die Selensky-Regierung zur Umsetzung der Vereinbarungen von Minsk II „zu bewegen“. Nichts ist diesbezüglich bis zum heutigen Tag erkennbar gewesen. Stattdessen forderte der ukrainische Präsident Atomwaffen für sein Land, ein Affront erster Güte gegenüber Russland (8). Wer wird wohl Wolodymyr Selensky diese irre Idee ins Ohr geflüstert haben?

Es ist ein Spiel mit gezinkten Karten und die russische Regierung ist nicht mehr bereit, sich weiter darauf einzulassen. Sie hat die Falschspielerei nicht nur erkannt und damit Minsk II für gescheitert erklärt. Paris und Berlin wurden außerdem unmissverständlich aufgefordert, endlich ehrlich aktiv zu werden, um den Friedensprozess seitens der ukrainischen Führung in Gang zu bringen. Und wir können uns sicher sein, dass sowohl Macron als auch Scholz deutlich zu den möglichen Folgen informiert wurden, falls dieser Friedensprozess nicht unverzüglich eingeleitet würde (9).

Minsk I und II sind gescheitert, aber Russland kann man dafür mitnichten verantwortlich machen. Von den umzusetzenden Vereinbarungen war Russland überhaupt nicht betroffen. Die Entmilitarisierung und Gewährung eines Autonomiestatus für die Regionen im Osten des Landes war vor allem eine Bedingung an Kiew. Aber dort hat man nie ernsthaft eine Umsetzung von Minsk II (10) verfolgt, diese vielmehr nach Kräften torpediert.

Und so wird vielleicht auch klar, dass eine Annektion der Ukraine überhaupt nicht im Interesse Russlands liegt. Der Krieg Russlands zielt vielmehr darauf, die Kriegsfähigkeit und damit auch die Kriegsbereitschaft der Ukraine drastisch herabzusetzen.

Operative Kriegführung

In der Ukraine herrscht Krieg und Russland ist direkt involviert. Inwieweit diese Kriegsbeteiligung durch das Staats- und Völkerrecht gedeckt ist, kann gern diskutiert werden. Losgetreten wurde dieser Krieg aber eben nicht von Moskau. Der Krieg in der Ukraine begann vor acht Jahren als Krieg einer putschenden Clique gegen die eigene Bevölkerung und wurde in Washington als immerfort schwelender Konflikt, als Mittel zur Destabilisierung des europäischen Kontinents kalkuliert befeuert.

Am und im Donbass standen am 24. Februar 2022 eben nicht nur 100.000 russische Soldaten (auf russischem Boden) sondern auch mindestens 60.000 hochgerüstete ukrainische Soldaten mit Hunderten Panzern und Massen von Artillerie. Und diese Soldaten waren nicht zur Verteidigung der Ukraine dort hinbefohlen worden, sondern zur Niederwerfung politisch nicht genehmer regionaler politischer Strukturen im Osten des eigenen Landes. Allein, dass eine Armee gegen das eigene Volk eingesetzt wird, widerspricht dem Selbstverständnis demokratischer Gewaltenteilung.

Als sich die beiden Oblaste im Donbass zu Republiken ausriefen, war klar, dass dies mit einer Abspaltung (Sezession) von der Ukraine einher gehen würde. Dieser Schritt war nur folgerichtig. Sozialleistungen an die Region wurden von Kiew bereits seit 2014 nicht mehr gezahlt. Das Volk sollte dort mit Entzug gefügig gemacht werden. Nirgendwo anders wurden weltweit mehr Antipersonenminen ausgelegt, als an der Demarkationslinie zu den „abtrünnigen Provinzen“. Die Verbindungen zum ukrainischen Kernland wurde durch die Kiewer Administration rigoros gekappt. Nie hat Kiew ernsthaft einen Prozess in Gang gesetzt, der dem Donbass eine Autonomie innerhalb des ukrainischen Staatsgebietes einräumen würde.

Ursache und Wirkung gilt es immer im Auge zu behalten. Lugansk und Donezk vertreten vor allem ethnische Russen. Nachdem bereits Tausende russischstämmige Zivilisten genau hinter der russischen Grenze starben, war das für Russland auf Dauer nicht mehr hinnehmbar (11). Zumal wir im Donbass nur die Spitze eines Eisbergs ungleich größerer Dimension erkennen.

Russlands Militärs haben ganz klare operative Vorstellungen. Die ukrainische Armee soll der Fähigkeit beraubt werden, aktive Kampfhandlungen gegen den Donbass durchführen zu können. Dafür müssen Kommunikations- und Kommandostrukturen lahmgelegt, Flugplätze und Flugabwehrsysteme ausgeschaltet werden. Allein ein massives Hochfahren der militärischen Unterstützung für die beiden neu gegründeten Republiken würde an der Gesamtkonstellation nichts ändern und den Krieg weiter in die Länge ziehen.

Russland weiß natürlich, dass sich NATO-Berater und Ausbildungsmissionen in der Ukraine tummeln. Die militärische Integration der Ukraine in den NATO-Pakt ist mindestens seit 2015 stetig vorangetrieben worden (12). Das soll nach dem Willen Moskaus aufhören. Die Ukraine als NATO-Staat ist für Russland ein No Go, ein Unding. So sehr 2014 die Sezession der Krim von der Ukraine durch die Willensbekundung der dortigen Bevölkerung gestützt worden war, schob diese doch auch den NATO-Sehnsüchten auf diese strategisch bedeutsame  Halbinsel einen Riegel vor. Und so zielt der gegenwärtige Einsatz der russischen Truppen in der Ukraine auch auf die Zerschlagung dieser NATO-Strukturen. Man ist nicht mehr bereit, dem Aufbau eines Cordon Sanitaire um sein Staatsgebiet tatenlos zuzuschauen.

Moskau schafft militärisch neue Realitäten und nutzt diese gleichzeitig, um politischen Druck aufzubauen, der die Kiewer Regierung an den Verhandlungstisch mit Russland zwingen soll. An diesem Verhandlungstisch werden wohl drei Dinge zur Sprache kommen: Ende der schleichenden Integration der Ukraine in die NATO, sofortige und verbindliche Beendigung aller Kampfhandlungen im Donbass, Befassung mit den ultranationalistischen wie faschistoiden Kräften, wozu deren Entwaffnung gehört. Bis es soweit ist, wird Moskau Schritt für Schritt die ukrainische Armee demontieren und aggressiv vor allem gegen die innerhalb der Armee operierenden Verbände des Rechten Sektors vorgehen.

Jeder Krieg fordert zivile Opfer, auch der jetzt aktiv von Russland betriebene. Aber nichts ist falscher, als einen totalen Krieg der Russen in der Ukraine herbeizudichten. Der Autor kann sich sogar vorstellen, dass nach wie vor Öl und Gas von Russland in die Ukraine fließt. Eine dauerhafte Annektion des nach Russland flächenmäßig größten europäischen Landes ist kein realistisches Szenario, am wenigsten für Russland selbst. Die nichtstaatliche, russische Nachrichtenagentur TASS fasste es so zusammen (Übersetzung mit DeepL.com; Hervorhebung durch Autor):

„Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte am 24. Februar in einer Fernsehansprache, er habe auf Ersuchen der Führer der Donbass-Republiken beschlossen, eine spezielle Militäroperation durchzuführen, um die Menschen zu schützen, »die seit acht Jahren unter den Misshandlungen und dem Völkermord durch das Kiewer Regime leiden«. Der russische Staatschef betonte, dass Moskau nicht die Absicht habe, ukrainische Gebiete zu besetzen.“ (13)

Puppen und Puppenspieler

Im Falle der Ukraine hat sich ein weiteres Mal gezeigt, dass die Außenpolitik der europäischen Staaten eines auf keinen Fall ist: unabhängig. Wie schon im Falle der PLandemie strapazieren sich die dortigen Verantwortungsträger in einer den eigenen Bevölkerungen schadenden Politik. Einer Politik welche den wirtschaftlichen, umweltpolitischen und gesundheitlichen Interessen der Nationalstaaten zuwiderläuft. Es sind Sockenpuppen im Dienste der Globalisten und die Sockenpuppen spielen das Spiel der Strippenzieher. Selbstverständlich gilt das auch im Falle der Ukraine.

Besonders auffällig ist die Vasallenrolle Deutschlands. Als Vermittler zur Vermeidung einer Eskalation im Ukraine-Konflikt nach Moskau gereist, knickte man, als es darauf ankam, rasch vor dem Noch-Hegemon in Übersee ein. Weder hatte man einen wirksamen politischen Einfluss auf die Handlungsweise der ukrainischen Regierung, insbesondere in Bezug auf die Umsetzung der Vereinbarungen aus Minsk II. Noch hielt man stand, als es um ein Nein zu Waffenlieferungen für Kiew ging. Und erst recht nicht behauptete man sich im ureigenen Interesse einer Inbetriebnahme von North Stream II und schlittert nun noch weiter in ein energie- und umweltpolitisches Desaster hinein.

Das ist normales politisches Gebaren für einen Vasallen und Deutschland ist ein Vasall. Selbst wenn der Herr das nicht so deutlich ausspricht, jedenfalls nicht immer. Aber für die globalistischen Eliten (14), im Kern auffindbar in der „einzigartigen Nation“, samt ihrer Anhängsel in London, sind die europäischen Staaten — und da auch und vor allem Deutschland — nichts weiter als Mittel zum Zweck. Sie sind geostrategische Figuren im „Großen Schachspiel“ der „Einzigen Weltmacht“. Geostrategen aus dem Dunstfeld des Hegemons beschreiben es so:

„Bedient man sich einer Terminologie, die an das brutalere Zeitalter der alten Weltreiche gemahnt, so lauten die drei großen Imperative imperialer Geostrategie: Absprachen zwischen den Vasallen zu verhindern und ihre Abhängigkeit in Fragen der Sicherheit zu bewahren, die tributpflichtigen Staaten fügsam zu halten und zu schützen und dafür zu sorgen, dass die „Barbaren“völker sich nicht zusammenschließen.“ (15)

Hinter diesen Worten verbirgt sich ein uraltes Prinzip von Machterhalt und -ausdehnung: Teilen und Herrschen. Die selbsternannten Weltenlenker außerhalb des eurasischen Riesenkontinents können deshalb eines unter keinen Umständen zulassen: gute, stabile, freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Wie erreicht man das? In dem man eine ganz bestimmte politische Kaste in Machtpositionen lanciert. Eine die auf keinen Fall in der Lage sein darf, eigenständige Politik zu betreiben. Man züchtet sich das geeignete Personal in den dafür betriebenen ideologischen Lehranstalten, die da heißen: World Economy Forum (WEF, Weltwirtschaftsforum), Bilderberg Konferenz, Atlantik-Brücke, Trilaterale Kommission, Open Society Foundation und, und, und …

Wem nützt es? Diese Frage zu stellen, ist immer hilfreich, um die wahre Geschichte hinter der durch Propaganda geschriebenen aufdecken zu können. Deutschlands Politik in Bezug auf Russland und die Ukraine nützt fremden Interessen in hervorragender Art und Weise. Diese Interessen sind in ihrer wirtschaftlichen – und strategischen Natur eng verwoben.

Fakt ist, dass unter anderem Deutschland nun tatsächlich seine Energiesicherheit gefährdet, in dem es statt des russischen Erdgases zukünftig das teurere und auch noch umweltschädlich produzierte und transportierte Fracking-Gas aus den USA bezieht. So sieht grüne, CO2-hysterisierte Umweltpolitik aus. Der finanzielle Profiteur dieses umweltpolitischen Irrsinns ist mit Sicherheit nicht Deutschland. Deutschland zahlt, Europa zahlt. Russland hingegen wird auch zukünftig keine Probleme haben, weiterhin weltweit seine fossilen Energieträger zu verkaufen. Die Welt dürstet nach den russischen Rohstoffen. Nicht einmal realpolitisch ergibt der Schritt der deutschen Regierung damit einen Sinn. Und das weiß man in Berlin auch. Man weiß um die eigene Rolle des Vasallen. Aber die A-Geschichte von der russischen Aggression dient nun als Krücke, um den Irrsinn als notwendig erscheinen zu lassen. Und eine verstrahlte Öffentlichkeit frisst brav diese Glosse aus Absurdistan.

Geostrategischer Hintergrund

Kennen Sie Zbigniew Brzezinski? Dieser gebürtige Pole war einer der einflussreichsten Politiker innerhalb der US-amerikanischen Politik. Er war Berater mehrerer US-Präsidenten und Präsidentenschaftskandidaten sowie Mitglied im Nationen Sicherheitsrat und dem äußerst einflussreichen Council on Foreign Relations. Außerdem war er, gemeinsam mit David Rockefeller Mitbegründer der Trilateralen Kommission.

1997 erschein sein Buch The Great Chessboard (Das große Schachspiel), in Deutschland unter dem Titel Die Einzige Weltmacht veröffentlicht. Noch einmal: Brzezinski war nicht irgendwer, sein politisch-ideologischer Einfluss war überragend. Er war jahrzehntelang ein Weichensteller für die US-Außenpolitik und er war das auch, als er dieses Buch Mitte der 1990-er Jahre schrieb. Leute wie Brzezinski dachten elitär, global und strategisch. Sie planten ihren Machterhalt in der Zukunft und nahmen Dinge vorweg, die später politisch praktiziert wurden. Brzezinski war ein Globalist und er bekannte sich auch dazu. Und wenn man in The Great Chessboard nach der Ukraine sucht, dann gehen einem die Augen auf (Hervorhebung durch Autor):

„Unter den gegenwärtigen globalen Gegebenheiten globalen Gegebenheiten lassen sich mindestens fünf geostrategische Hauptakteure und fünf geopolitische Dreh- und Angelpunkte auf der neuen politischen Landkarte Eurasiens ermitteln. Frankreich, Deutschland, Russland, China und Indien sind die Hauptakteure […] Die Ukraine, Aserbaidschan, Südkorea, die Türkei und der Iran stellen geopolitische Dreh- und Angelpunkte von entscheidender Bedeutung dar […].“ (16)

Mit Dreh- und Angelpunkten (Pivots) meinte Brzezinski ausdrücklich, dass er den darunter zusammengefassten Staaten höchstens eingeschränkt geostrategisches Handeln zugesteht. Er beschränkte das allerdings auf die Türkei und den Iran. Die anderen drei Länder qualifizierte er als reine, zu benutzende Objekte im geostrategischen Spiel, vornweg die Ukraine. Er wies darauf hin, dass der Hegemon in diesen Staaten die Aufgabe hat, „zu steuern“. Die Ukraine selbst ist danach nichts weiter als Mittel zum Zweck, ganz im Sinne pathologischen Handelns von „Weltverbesserern“.

Der Konflikt der Ukraine mit Russland mag vordergründig ein regionaler Konflikt sein. Doch provoziert und ausgelöst wurde er innerhalb eines geostrategischen Spannungsfeldes und der Ukraine kommt nie und nimmer die Rolle eines selbständig handelnden politischen Akteurs zu. Die Ukraine ist Teil des großen Schachspiels und die Strippenzieher sitzen außerhalb Eurasiens. Das war konzeptionell bereits in der US-Außenpolitik der 1990-er Jahre verankert.

Die PLandemie und der Ukraine-Konflikt

Es sieht ganz so aus, als ob der Scheinwerfer von einer zwei Jahre lang befeuerten A-Geschichte auf eine neue A-Geschichte gelenkt wird. Stimmungen können nur dann wirksam geschürt werden, wenn sie auf genau eine Geschichte zeigen. Die „alte“ A-Geschichte ist die vom Kampf gegen das Coronavirus. So sehr sie die Menschen auch weltweit verängstigt und gesteuert hat, so ausgelutscht ist sie inzwischen. Die „neue“ A-Geschichte ist nun nicht mehr die vom „bösen Virus“ sondern die eh immer latent warm gehaltene und nun hochgekochte Geschichte vom „bösen Russen“ oder gar vom „bösen Putin“. Die Menschen durchschauen leider nicht, dass sowohl die eine als auch die andere A-Geschichte eine real laufende B-Geschichte verschleiern.

Was ich damit sagen möchte: Die A-Geschichte vom „Krieg gegen das böse Virus“ verschwindet still und heimlich aus den Schlagzeilen, um durch die vom „Kampf gegen den bösen Putin“ ersetzt zu werden. Das ist nicht sarkastisch gemeint. Die Absurdität und Irrationalität dieser uns als heroisch und solidarisch wie alternativlos verkauften Kriege kann jedem ins Auge stechen, der sich nicht von den suggerierten Stimmungen einfangen lässt.

Aber viel wichtiger ist es, darauf hinzuweisen, dass die B-Geschichte hinter der A-Geschichte vom „neuartigen Virus“ weitergeschrieben wird! Und was für eine ist das? Einige wenige Stichworte sollten an dieser Stelle genügen: digitale Kontrolle, Bargeldabschaffung, Auflösung demokratischer Strukturen, Abschaffung von Grundrechten, Zwangsbehandlung, Belohnungs- und Strafsysteme. An der „Schönen neuen Welt“ (frei nach Huxley) wird weitergebaut — freilich nur dann, wenn wir bequemerweise daran mitbauen.

Wäre noch zu sagen: Es ist unserer Gesundheit sehr förderlich, wenn wir unseren Medienkonsum ganz bewusst dosieren. Die am Gängelband globalistischer Eliten hängenden Systemmedien — Öffentlich-Rechtliche eingeschlossen — führen fortwährend eine wichtige Aufgabe aus: Ängste verbreiten, lähmende Passivität erzeugen, die Menschen reif machen für „Vorschläge“ aus den Tüftelstuben der „Weltverbesserer“. Wenn wir Angsttrigger reduzieren, haben wir bessere Möglichkeiten, Mut zu fassen, nach vorne zu schauen und gute Entscheidungen zu treffen.

Bitte bleiben Sie in diesem Sinne schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(1) 27.02.2022; ARD-Tagesschau; Live-Blog: Krieg in der Ukraine; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-krieg-sonntag-101.html

(2) 06.10.2021; RT deutsch; Verschwiegene Wahrheit: Über 80 Prozent der Zivilisten im Donbass sterben durch ukrainische Armee; https://de.rt.com/europa/125237-verschwiegene-wahrheit-80-prozent-zivilisten-donbass-sterben-durch-ukrainische-armee/

(3) 02.05.2020; RT deutsch; Jochen Mitschka; 2. Mai 2014: Das ungesühnte Massaker von Odessa; https://de.rt.com/opinion/ulrich-heyden/102040-2-mai-2014-das-massaker-von-odessa/

(4) 03.05.2021; WSWS; Jason Melanovski; Ukraine: Präsident Selenskyj vertieft Bündnis mit Rechtsextremen; https://www.wsws.org/de/articles/2021/05/03/ukra-m03.html

(5) 18.06.2020; Ulrich Heyden; Rechte Freiwilligenbataillone, westliche Sicherheitsfirmen und Geheimdienste in der Ukraine; https://ulrich-heyden.de/article/rechte-freiwilligenbataillone-westliche-sicherheitsfirmen-und-geheimdienste-der-ukraine

(6, 6i) 25.03.2014; Pfalz-Express; Timoschenko über Putin: „Dem Drecksack in die Stirn schießen“; https://www.pfalz-express.de/timoschenko-uber-putin-dem-drecksack-die-stirn-schiesen/

(7) 21.02.2022; Sant‘ Egidio; Marco Impagliazzo in Nuova Sardegna; Der versteckte Krieg im Donbass; https://www.santegidio.org/pageID/30284/langID/de/itemID/46681/Der-versteckte-Krieg-im-Donbass-Artikel-von-Marco-Impagliazzo-in-Nuova-Sardegna.html

(8) 21.02.2022; Anti-Spiegel; Der ukrainische Präsident Selensky hat angedroht, sein Land zur Atommacht zu machen; https://www.anti-spiegel.ru/2022/der-ukrainische-praesident-selensky-hat-angedroht-sein-land-zur-atommacht-zu-machen/; siehe auch: https://securityconference.org/msc-2022/agenda/

(9) 15.02.2022; Bundesregierung; Pressekonferenz von Bundeskanzler Scholz und Präsident Putin zum Besuch des Bundeskanzlers in der Russischen Föderation am 15. Februar 2022; https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/pressekonferenz-von-bundeskanzler-scholz-und-praesident-putin-zum-besuch-des-bundeskanzlers-in-der-russischen-foederation-am-15-februar-2022-2005530

(10) Berlin Leaks; Minsk II – Minsker Abkommen; https://berlin-leaks.de/timeline-post/minsker-abkommen/; abgerufen: 28.02.2022

(11) 24.02.2022; Linke Zeitung; Dagmar Henn; Donbass – Das war auch nach deutschem Recht ein Genozid; https://linkezeitung.de/2022/02/24/donbass-das-war-auch-nach-deutschem-recht-ein-genozid/

(12) Juli 2016; NATO; Fact Sheet; NATO’s support to Ukraine; https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/pdf_2016_07/20160627_1607-factsheet-nato-ukraine-support-eng.pdf

(13) 28.02.2022; TASS; Kiev delegation arrives at Belarusian border to negotiate with Russia — president’s office; https://tass.com/politics/1413043

(14) 03.05.2005; The Guardian; Timothy Garton Ash; Davos man’s death wish; https://www.theguardian.com/world/2005/feb/03/globalisation.comment

(15) The Great Chessboard (Die einzige Weltmacht); Zbigniew Brzezinski; 1997; Basic Books, New York; Deutsche Ausgabe: Fischer Taschenbuch-Verlag (dtv) unter Lizenz Beltz Quadriga Verlag, Weinheim u. Berlin; ISBN 3-596-14358-6; http://fischer-tb.de; im Weiteren TGCZB; S. 65

(16) TGCZB; S. 68

(Titelbild) Poker, Karten, Trick, Betrug; Autor: MasterTux (Pixabay); 14.10.2019; https://pixabay.com/de/illustrations/poker-karten-gl%c3%bccksspiel-casino-4545937/; Lizenz: Pixabay License

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Auffallend ist, daß die Medien über aufbauschende Ereignisse berichten, die einseitig von westlich Unterstützten durchgestochen werden. Sind wir wieder in der Zeit des versteckten Totalitarismus angekommen? In der Zeit in der wichtige kommunikative gesellschaftliche Bezugspersonen staatliche Propaganda verbreiten? In der Geschichte Deutschlands gab es eine kurze Zeit der Aufklärung. Der aufrechte Gang war das Ideal. Mit zunehmender Konsummöglichkeit verschwanden die verschiedenen Gruppen der Nachkriegsaufklärung. Die APO, eine Gruppe verschiedener Intellektueller, wurde nach dem Krieg zum Anti-Vietnamprotest (v)erklärt. Der Geist ist für einfache Erklärungen willig. Pfui Deibel.

(unbekannter Kommentator)

Wo wart ihr, als…

Die Frage danach, wo alle die­se Organisationen und Menschen stan­den, als es um Grundrechtsschleifungen in der Coronazeit ging, ist ver­lockend. Ihre Berechtigung ist kaum von der Hand zu wei­sen, sie bleibt aber unpro­duk­tiv. Denn jeg­li­che Bewegung kann der­art aus dem Schweigen ande­rer oder deren Gegnerschaft zu ihren Forderungen Vorwürfe erhe­ben. (Wo waren die Bauern, als es gegen den Krieg ging, wo waren die Coronakritiker, als es um Arbeitsplätze im Gesundheitswesen ging, wo waren die Klimafreunde, als es um den Hunger in der Welt ging etc. pp.)

Wichtiger ist es zu prü­fen, ob ein berech­tig­tes Anliegen zu sinn­vol­lem Handeln führt oder instru­men­ta­li­siert wird, um gegen­wär­ti­ges Regieren zu legi­ti­mie­ren. Die Besorgnis über in Europa zuneh­men­de Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus, Verfolgung von nicht dem kon­ser­va­ti­ven Familienbild ent­spre­chen­den Lebensweisen tei­le ich….

Es ist nicht aus­ge­macht, ob die Bewegung der vie­len Menschen, die jetzt auf die Straße gehen, eine Eigendynamik ent­fal­tet. Denkbar ist, daß sie wie­der pri­va­ti­sie­ren, nach­dem sie sich als „Gute“ gegen­sei­tig zu erken­nen gege­ben und der „guten Regierung“ Absolution erteilt haben. Vorstellbar ist aber auch, daß eini­ge von ihnen sich der näch­sten Abschiebeaktion bei Nacht und Nebel ent­ge­gen­stel­len. Oder, denn der Sozialrassismus von staat­li­cher Seite wird zuneh­men, Zwangsräumungen ver­hin­dern. Nicht aus­zu­schlie­ßen und wün­schens­wert ist es, daß sie sich gemein­sam gegen die sozia­len Grausamkeiten der Herrschenden wen­den. Denn die­se sind, neben einer faschi­sto­iden Grundhaltung, die nicht nur extrem rechts geor­tet wer­den kann, eine wesent­li­che Ursache für den Hang zu auto­ri­tä­ren, aus­gren­zen­den, men­schen­feind­li­chen Lösungen.

Vorerst deu­tet nicht all­zu viel auf eine eman­zi­pa­ti­ve Entwicklung hin. Schließlich sind es nicht zuletzt die Obrigkeit, Regierungsparteien und Medien, die für die Demonstrationen mobi­li­sie­ren. Das ist wahr­lich unge­wöhn­lich. Verglichen mit Bauernprotesten und Streiks, Aktionen gegen den Sozialkahlschlag, ver­schärf­tes Polizeirecht und Kriegskurs, fällt die wohl­wol­len­de Berichterstattung, ja Werbung, ins Auge.

Drohte tat­säch­lich eine Machtübernahme von Faschisten und wäre eine „Läuterung“ von Medien und Parteien erkenn­bar, könn­te man dies für erträg­lich hal­ten. Von bei­dem ist nicht aus­zu­ge­hen. Die Meinungsmache aber für Militarisierung, Überwachung und sozi­al­po­li­ti­sche Grausamkeiten läuft wei­ter auf Hochtouren. Die bigot­te Haltung zu ter­ro­ri­sti­scher Kriegsführung auf allen Seiten im Nahen Osten, die Verweigerung huma­ni­tä­rer Hilfen, die Päppelung von Konzernen im Namen von Gesundheit, Klima, Standortstärkung, aben­teu­er­li­che und sünd­haft teu­re geo­po­li­ti­sche Ambitionen gehen wei­ter. Wer kri­tik­los „unse­re Demokratie“ oder angeb­lich son­sti­ge west­li­che Werte ver­tei­digt, trägt zu einer Stärkung der Rechten bei.

(Arthur Aschmoneit)

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