1. Advent

Zwei Wochen ist es her, dass wir am Volkstrauertag den Toten der Gewalt zwischen Nationen gedachten. Vor einer Woche schlossen wir gemeinsam das Kirchenjahr mit dem Totensonntag ab. Seitdem sind wir in freudiger Erwartung und sehen Weihnachten entgegen, der Geburt Jesu Christi.

Die Zeit der Vorfreude ist auch eine Zeit der Konzerte und gemeinschaftlichen Erlebnisse. Auf den Weihnachtsmärkten spielen die örtlichen Kapellen und Musikschulen auf, Chöre veranstalten weihnachtliche Konzerte. In Kindergärten und Schulen gibt es viele Veranstaltungen, bei denen die Kinder und Schüler voller Stolz Gedichte, Theaterstücke, Tänze oder Musikstücke präsentieren, an denen wir uns alle erfreuen.

Und vergessen wir bei uns im Weschnitztal nicht die jedes Jahr neu mit Spannung erwarteten Weihnachtskonzerte der Martin-Luther-Schule, dem Gymnasium mit Schwerpunkt Musik der Gemeinde Rimbach! Drei Abende mit jeweils über 600 Zuschauern im Mörlenbacher Bürgerhaus, eine Heerschar von Helfern vor und hinter der Bühne, mehr als 100 musizierende Schülerinnen und Schüler, über Wochen hinweg mit viel Einsatz und Schweiß bestens vorbereitet von den engagierten Lehrkräften. Ein vielfältiges musikalisches Feuerwerk auf unglaublich hohem Niveau, das einem eine wilde Achterbahn der Gefühle beschert von staunender Sprachlosigkeit, großer Freude, herzerweichendes Mitgefühl über Gänsehautmomente bis hin zu Freudentränen über die dargebotenen Leistungen und die sichtbare, fühlbare und hörbare Freude und Begeisterung aller Mitwirkenden. Lang anhaltender Applaus und Standing Ovations sind vollauf berechtigt.

Was gibt es Schöneres als gemeinsam derart großartige Momente auf die Beine zu stellen, sich gegenseitig eine Freude zu machen und all das zusammen zu feiern? Die einen auf der Bühne, andere hinter der Bühne, wiederum andere in der Vorbereitung und Ermöglichung des Ereignisses und viele, die dieses Angebot dankbar annehmen und sich verzaubern lassen als Zuschauer. Die Welt kann so schön sein.

Ich bin dankbar, dass wir diese Glücksmomente auch 2024 in Frieden erleben durften. Und ich wünsche mir, dass wir alles tun, dass es so bleibt. Jede Einzelne und jeder Einzelne von uns! Denn es sind genau diejenigen, die uns in diesen Konzerten solche freudvollen Momente bescheren, die es am meisten und am härtesten trifft, wenn Krieg ausbricht. Es sind die jungen Männer aus der Oberstufe, die mit zuerst eingezogen werden zum Kriegsdienst. An die Front geschickt werden und vielfach nicht mehr zurückkehren. Es sind die Kleinen aus den unteren und mittleren Jahrgangsstufen, die für ihr Leben lang traumatisiert sind, weil ihr großer Bruder plötzlich weg ist, weil es auf einmal auch bei uns kracht und blitzt und es nicht einfach nur ein Gewitter ist.

Seit Februar 2022 erleidet die Ukraine dieses Schicksal. Nach zwei Monaten lag ein unterschriftsreifer Friedensvertrag auf dem Tisch, der auf Drängen des „Westens“ nicht unterschrieben wurde. Die Regierungen der auch oft als WerteWesten bezeichneten Nationen und damit auch wir, die wir diese Regierungen wählen und mit (zu) wenig Widerspruch „machen lassen“ sind mitverantwortlich für das seitdem fortgesetzte Töten. Was sind das für Werte, für die „wir“ bereit sind, die ukrainischen Kinder zu opfern? Wie können „wir“ auf die Idee kommen, andere Menschen „unsere Werte“ verteidigen zu lassen, ihnen gönnerhaft die „Selbstverteidigung“ zu ermöglichen und sie damit letztlich nur mit Geld und Waffen beim Sterben unterstützen gegen einen übermächtigen Gegner und dabei unserer eigenen Rüstungsindustrie sowie den Profiteuren der Finanz- und Wiederaufbauwirtschaft beste Profite ermöglichen?

Inzwischen stehen wir im Ukraine-Konflikt kurz vor der Ausweitung der Kriegshandlungen auf weitere Länder. Am 21. November 2024 hat Vladimir Putin eine Rede gehalten und darin klipp und klar dargestellt, dass mit dem Einsatz der ATACMS- und Storm-Shaddow-Raketen durch die USA und Großbritannien der Ukraine-Konflikt auf eine weltweite Ebene gehoben wurde. Diese Waffensysteme können nicht von der Ukraine alleine bedient werden. Damit waren zwingend NATO-Soldaten und NATO-Ausrüstung aktiv beteiligt. Des weiteren hat Putin zugesichert, dass es auf jeden Angriff eine entsprechende Antwort geben wird. Und er hat sich vorbehalten, Militärstützpunkte der Kriegsbeteiligten – und damit auch USA und Großbritannien – anzugreifen auch außerhalb der Ukraine. Damit geraten auch britische und amerikanische Stützpunkte in Deutschland ins Fadenkreuz. Die Rede Putins zusammen mit Kommentaren kann auf Manowa nachgelesen werden (1).

Frankreichs Präsident Macron möchte die Ukraine mit französischen Raketen „unterstützen“. Und in Deutschland gibt es eine große Front, die lieber gestern als heute Taurus-Raketen beisteuern würde. Für diese Waffen gilt dasselbe wie für ATACMS und Storm-Shaddow, sie wären der ultimative aktive Kriegseintritt Frankreichs und Deutschlands. Entsprechende Konsequenzen werden von den Verantwortlichen ganz offensichtlich in Kauf genommen und niemand kann sagen, das wäre überraschend gekommen, denn alle kennen Putins Standpunkt. Es ist ein Krieg mit Ansage. Ein Krieg, in dem wir dann auch unsere Kinder opfern würden.

Liebe Mitglieder der CDU, liebe Wählerinnen und Wähler der CDU, Ihre Partei trägt das Christliche im Namen. Das Christliche, welches für „Liebe Deinen Nächsten“ steht, für „Du sollst nicht töten“, für „Wenn Dir einer auf die Wange schlägt, so halte ihm auch die andere hin“. Es sind insbesondere CDU-Leitfiguren wie „Blackrock-Merz“, der mutmaßliche neue Kanzler, und Roderich Kiesewetter, die massiv für einen Einsatz von Taurus eintreten. Die Konsequenzen dürften diesen Herren bekannt sein. Ich appelliere an Sie, wirken Sie auf Ihre Parteigrößen ein für sofortige Verhandlungen einzutreten anstatt für endlose weitere Eskalation des Krieges. Eine Atommacht wie Russland kann nicht auf einem herkömmlichen Schlachtfeld besiegt werden, nur zum Preis des eigenen Mituntergangs. Und wenn der Ukraine das Personal ausgeht, spätestens dann sind „wir“ an der Reihe! Machen Sie sich Ihre Gedanken bei der nächsten Wahl. Es ergibt keinen Sinn, genau denjenigen Applaus und Standing Ovations zu spenden, die die CDU und damit auch Sie bereit wären, in der nächsten Eskalationsstufe in den Krieg zu schicken oder zu traumatisieren. Wenn sich die parteiinternen Kriegsbefürworter nicht bändigen lassen ist es vielleicht an der Zeit, eine andere Partei zu wählen.

Liebe Mitglieder sowie Wählerinnen und Wähler der Grünen, die sie neben der SPD einer der beiden wahrscheinlichen Koalitionspartner der CDU nach der nächsten Wahl sein werden. Ihre Partei war einst die Partei der Pazifisten. „Keine Waffen in Kriegsgebiete“ war einer der maßgeblichen Wahlslogans noch vor der letzten Bundestagswahl. Was ist geschehen, dass die ehemalige Partei des Friedens zu 100 % auf Kriegskurs segelt? Dass Sie es nicht abwarten können, Taurus zu liefern und weiter an der Eskalationsspirale zu drehen, wohl wissend, dass es nicht mehr viele Treppenstufen sind? Was bleibt uns noch nach der Freigabe dieser Raketen? Eigenes Personal entsenden, Krieg auf eigenem Territorium, Atomwaffen. Fällt Ihnen noch mehr ein? Ich appelliere auch an Sie, wirken Sie auf Ihre Parteigrößen ein, fordern Sie Deeskalation und Verhandlungen, einen Stopp des Tötens. Und machen Sie sich Ihre Gedanken bei der nächsten Wahl. Man kann Parteien auch wechseln, wenn sie nicht mehr den eigenen Vorstellungen entsprechen. Es ergibt keinen Sinn, genau denjenigen Applaus und Standing Ovations zu spenden, die die Grünen und damit auch Sie bereit wären, in der nächsten Eskalationsstufe in den Krieg zu schicken oder zu traumatisieren.

Liebe Mitglieder sowie Wählerinnen und Wähler der SPD, Sie sind der wahrscheinlichste Koalitionspartner der CDU nach der Wahl. Ihr Kanzler steht bei Taurus auf der Bremse. Ich bin ihm endlos dankbar hierfür! Doch er steht massiv unter Beschuss. Auch innerhalb der Partei. Stärken Sie ihm den Rücken, wenn Sie die vorangehenden Zeilen gelesen haben, wissen Sie worum es geht. Drängen Sie die Kriegstreiber in der Partei zurück. Und falls Sie das Gefühl haben, dass das nicht ausreichend gelingt, dann wählen Sie Parteien, die für Frieden und Verhandlungen stehen. Ich möchte an die großen Kanzler der SPD erinnern:

Willy Brandt: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“

Helmut Schmidt: „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen.“

Gerhard Schröder: Weigerte sich hartnäckig beim Irak-Krieg mitzumachen.

Und an die Mitglieder und Wählerinnen und Wähler aller anderen Parteien appelliere ich ebenso, sich vehement für Frieden, Verhandlungen und Deeskalation einzusetzen und lautstark und sichtbar ein Ende des Tötens an der Front, des Zerstörens von Familien und Träumen zu fordern.

Die Welt kann so schön sein. Lassen Sie uns alle für Frieden eintreten, für ein Ende der Kriege auf der Welt, für eine Ächtung jeglicher Gewalt. Lassen Sie uns gemeinsam feiern, uns an Darbietungen wie den o.g. erfreuen. Reisen wir durch die ganze Welt und lernen wir die Menschen kennen, freunden wir uns mit ihnen an und reduzieren wir die Gefahr von Konflikten. Weisen wir Kriegstreiber und Kriegsprofiteure in die Schranken. Und wählen wir Parteien, die sich klar für Deeskalation, für Verhandlung und für Frieden aussprechen und entsprechend handeln. Es ist unsere Verantwortung, gemeinsam für einen Frieden der Nächstenliebe zu sorgen. Kommen wir ins Handeln, geben wir Gott eine Chance, uns dabei zu helfen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen ersten Advent.

(1) https://www.manova.news/artikel/der-kreml-klartext

Bild: qtfix0017

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