Der Drit­te Welt­krieg Teil 5: Faschis­mus in der Ukrai­ne, Demo­kra­tie­ab­bau im Wes­ten (Impe­ria­lis­mus und Gre­at Reset Teil 7.4.5)

Dies ist der drei­zen­te Teil einer mehr­tei­li­gen Serie von Jan Mül­ler zur aktu­el­len Impe­ria­lis­mus­de­bat­te in der kom­mu­nis­ti­schen Bewe­gung. Sie beinhal­tet fol­gen­de­ne Teile:

1. Ein­lei­tung & Marx­sche Methode

2. Klas­si­scher Impe­ria­lis­mus (1895 – 1945)

3. Der Spät­ka­pi­ta­lis­mus (1945 – 1989)

4. Die expan­si­ve Pha­se des neo­li­be­ra­len Kapi­ta­lis­mus (1989 – 2007)

5. Der Neo­li­be­ra­lis­mus in der Kri­se (seit 2007)

6. Chi­nas Auf­stieg und der Abstieg des Wes­tens (bis 2020)

7. Eine vier­te impe­ria­lis­ti­sche Epoche?

7.1 Der Gre­at Reset

7.2 Die Kli­ma-Hys­te­rie von 2019 als Vorspiel

7.3 Die Coro­na-Hys­te­rie von 2020 bis 2022

7.4 Der Drit­te Weltkrieg

7.4.1 Der Ukrai­ni­sche Kriegs­schau­platz 2022

7.4.2 Der Wirt­schafts­krieg gegen Russland

7.4.3 Der Wirt­schafts­krieg der USA gegen Deutsch­land und Europa

7.4.4. Kli­ma­lock­down und Gre­at Reset

7.4.5. Faschis­mus in der Ukrai­ne, Demo­kra­tie­ab­bau im Westen

7.5 Exkurs 1: Die Dis­kus­si­on um den Cha­rak­ter Russ­lands inner­halb der Kom­mu­nis­ti­schen Organisation

7.6. Exkurs 2: T. Mohrs Theo­rie des Ultraimperialismus

8. Per­spek­ti­ven des Sozia­lis­mus auf der Erde

Impe­ria­lis­mus und Gre­at Reset Teil 7.4.5: Faschis­mus in der Ukrai­ne, Demo­kra­tie­ab­bau im Westen

Die Ukrai­ne ver­tei­di­ge im Krieg gegen Russ­land die west­li­chen Wer­te und müs­se des­halb um jeden Preis unter­stützt wer­den, so das offi­zi­el­le Nar­ra­tiv. Die Ukrai­ne sei ein Leucht­stern der Frei­heit, wirt­schaft­lich erfolg­reich, durch libe­ra­le Wer­te geprägt und demo­kra­tisch. Putin habe die Ukrai­ne aus Hass auf die dort herr­schen­de Frei­heit ange­grif­fen.[1] Die Rea­li­tät sieht ganz anders aus. Seit 2014 hat sich in der Ukrai­ne eine voll­stän­di­ge poli­ti­sche Dik­ta­tur ent­wi­ckelt, wobei die dor­ti­gen Faschis­ten über gro­ßen Ein­fluss ver­fü­gen, beson­ders in den Repressionsorganen.

Der ukrai­ni­sche Faschis­mus ent­stand im Zusam­men­hang mit der deut­schen Inva­si­on der Sowjet­uni­on 1941 bis 1945. Ukrai­ni­sche Kol­la­bo­ra­teu­re betei­lig­ten sich an der Juden­ver­nich­tung, kämpf­ten gegen die Rote Armee und stell­ten die Poli­zei in den von den Deut­schen besetz­ten sowjet­ukrai­ni­schen Gebie­ten. Nach 1945 über­nah­men die USA die Kon­trol­le über die ver­blei­ben­den faschis­ti­schen Grup­pen. Sie führ­ten noch bis 1952 einen ver­deck­ten Krieg gegen die Sowjet­macht in der West­ukrai­ne, zer­stör­ten Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen wie Schu­len und Kran­ken­häu­ser und ermor­de­ten mehr als 50.000 Men­schen[2], so wie spä­ter die REN­A­MO in Mosam­bik, die UNITA in Ango­la und die Con­tras in Nicaragua.

Nach ihrer mili­tä­ri­schen Nie­der­la­ge im Jahr 1952 sam­mel­ten sich die ukrai­ni­schen Faschis­ten in Deutsch­land, Kana­da und den USA. Von Mün­chen aus ver­brei­te­te der US-Sen­der Radio Free Euro­pe faschis­ti­sche Het­ze in der Ukrai­ne. Nach dem Zer­fall der Sowjet­uni­on 1991 ström­ten die faschis­ti­schen Exi­lan­ten bzw. ihre Nach­kom­men in die Ukrai­ne. Es gelang ihnen im Ver­lauf von Jahr­zehn­ten und mit Mil­li­ar­den Dol­lar an Unter­stüt­zungs­gel­dern ihre Struk­tu­ren auf­zu­bau­en und eine ideo­lo­gi­sche Hege­mo­nie bei der west­ukrai­ni­schen Jugend zu errei­chen. Dies nicht zuletzt durch die Schaf­fung einer aus­ge­dehn­ten neu­heid­ni­schen Musik­sze­ne, wo faschis­ti­sche Wer­te pro­pa­giert werden.

Bereits in den Mona­ten vor dem Putsch am 22. Febru­ar 2014 besetz­ten Faschis­ten in der West­ukrai­ne zahl­rei­che Rat­häu­ser und lähm­ten damit den Staats­ap­pa­rat weit­ge­hend. Faschis­ten der Par­tei Swo­bo­da, des Rech­ten Sek­tors und ande­re extrem rech­te Grup­pie­run­gen lie­fer­ten sich in den Wochen vor dem Putsch in Kiew Gefech­te mit der Poli­zei und setz­ten dabei auch Schuss­waf­fen ein. Nach dem Putsch star­te­ten sie einen Unter­drü­ckungs­feld­zug gegen die rus­sisch­spra­chi­gen Gebie­te der Ost­ukrai­ne, der in den Mas­sa­kern von Odes­sa am 2. Mai und von Mariu­pol am 9. Mai 2014 gip­fel­te.[3] Erst die­se Ereig­nis­se führ­ten zum Auf­stand in den öst­li­chen Oblas­ten Donetsk und Lugansk und zur Grün­dung der bei­den Volks­re­pu­bli­ken. Faschis­ti­sche Grup­pe wie Asow betei­lig­ten sich an vor­ders­ter Front an der so genann­ten Anti­ter­ror­ope­ra­ti­on zur Nie­der­schla­gung des Auf­stan­des im Osten des Lan­des, wäh­rend sich vie­le Armee­an­ge­hö­ri­ge damals noch wei­ger­ten, gegen die eige­nen Lands­leu­te zu kämp­fen.[4]

West­li­che Medi­en behaup­ten, es sei absurd von einem Faschis­mus in der Ukrai­ne zu spre­chen, da offen faschis­ti­sche Par­tei­en kaum in der Rada ver­tre­ten sei­en und Prä­si­dent Selen­ski ein Jude ist. Ers­te­res kann in der Tat dar­auf hin­deu­ten, dass sich zumin­dest bis 2019, dem Zeit­punkt der letz­ten Wahl, die Mobi­li­sie­rungs­er­fol­ge die­ser Par­tei­en in Gren­zen hielt. Das ändert aber nichts dar­an, dass Faschis­ten eine bedeu­ten­de Macht in der ukrai­ni­schen Gesell­schaft dar­stel­len und ins­be­son­de­re in den Repres­si­ons­or­ga­nen stark ver­tre­ten sind. Vor Par­la­ments­ab­stim­mun­gen, die zuun­guns­ten der faschis­ti­schen Inter­es­sen aus­zu­ge­hen dro­hen, mar­schie­ren ihre Batail­lo­ne zum Bei­spiel regel­mä­ßig dro­hend vor der Rada auf und schüch­tern die Abge­ord­ne­ten ein. Häu­fig üben sie auch Gewalt gegen ein­zel­ne Abge­ord­ne­te aus.

Es wäre auch ein gro­ßer Feh­ler, Faschis­mus mit Anti­se­mi­tis­mus gleich zu set­zen. Nur der deut­sche Faschis­mus hat­te einen eli­mi­na­to­ri­schen Anti­se­mi­tis­mus aus­ge­prägt. Beim ita­lie­ni­schen, unga­ri­schen oder spa­ni­schen Faschis­mus war er nicht zu fin­den. Den glei­chen Hass, den die deut­schen Faschis­ten gegen Juden rich­te­ten, rich­ten die ukrai­ni­schen gegen Rus­sen. Ein­schließ­lich der Vor­stel­lung, dass alle Rus­sen vom Ange­sicht der Erde getilgt wer­den müs­sen.[5]

Die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on (KPRF) cha­rak­te­ri­siert den heu­ti­gen ukrai­ni­schen Staat als »Alli­anz des Groß­ka­pi­tals und der Regie­rungs­bü­ro­kra­tie, die von faschis­ti­schen Ele­men­ten unter­stützt wird, unter tota­ler poli­ti­scher und finan­zi­el­ler Kon­trol­le der USA.«[6]

Auch wenn die ukrai­ni­sche Regie­rung gegen­wär­tig nicht von Faschis­ten geführt wird, sind die prak­ti­schen Unter­schie­de gering. Denn spä­tes­tens seit 2022 exis­tiert dort eine voll aus­ge­bil­de­te Diktatur:

  • Alle Oppo­si­ti­ons­par­tei­en sind ver­bo­ten, dar­un­ter die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei, die Par­tei der Regio­nen und die Oppo­si­ti­ons­platt­form für das Leben.[7]
  • Alle Fern­seh­sen­der wur­den zu einem Ein­heits­pro­gramm zusam­men­ge­schal­tet, das von der Regie­rung kon­trol­liert wird.
  • Oppo­si­tio­nel­le und rus­si­sche Medi­en sind ver­bo­ten. Blog­ger wer­den wegen kri­ti­scher Bei­trä­ge zu hohen Gefäng­nis­stra­fen verurteilt.
  • Faschis­ti­sche Grup­pen wie Asow unter­bin­den alle regie­rungs­kri­ti­schen Kund­ge­bun­gen.[8]
  • In der Ukrai­ne fin­den extra­le­ga­le Hin­rich­tun­gen von Oppo­si­tio­nel­len und kri­ti­schen Jour­na­lis­ten statt.[9]
  • Fol­ter von Oppo­si­tio­nel­len ist weit ver­brei­tet.[10]
  • Die rus­si­sche Bevöl­ke­rung der Ukrai­ne (min­des­tens 40%)[11] darf ihre Mut­ter­spra­che nicht mehr spre­chen. Eine Sprach­po­li­zei über­wacht die­ses Ver­bot. Es gibt kei­ne rus­si­schen Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten mehr. Rus­sisch ist auch kei­ne Amts­spra­che mehr. Dabei wird der bis­her als Stan­dard­va­rie­tät ange­se­he­ne Kie­wer Dia­lekt des Ukrai­ni­schen mit vie­len rus­si­schen Wör­tern schlei­chend durch den Lem­ber­ger Dia­lekt mit pol­ni­schen Wör­tern ersetzt. Das heu­ti­ge Ukrai­nisch hat kaum noch Ähn­lich­keit mit der Spra­che, die in der Sowjet­uni­on gelehrt wur­de.[12]
  • Ein Volks­grup­pen­ge­setz gewährt nur den Ukrai­nern vol­le poli­ti­sche Rech­te. Rus­sen, aber auch Ungarn, Rumä­nen und Grie­chen wer­den als Men­schen mit min­de­ren Rech­ten defi­niert.[13]

Die stärks­te faschis­ti­sche Grup­pe ist das Asow-Regi­ment. Es wur­de 2014 gegrün­det und hat­te bis zur Befrei­ung der Stadt im Mai 2022 sei­nen Sitz in Mariu­pol. In den Jah­ren vor dem Kriegs­be­ginn im Febru­ar 2022 berich­te­ten sogar noch west­li­che NGOs wie Human Rights Watch und Amens­ty Inter­na­tio­nal von zahl­rei­che Kriegs­ver­bre­chen und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen, die Asow zuge­schrie­ben wer­den. Die Lis­te reicht von Mas­sen­plün­de­run­gen, Ver­ge­wal­ti­gun­gen, Fol­ter, Miss­hand­lun­gen bis hin zu Exe­ku­tio­nen. Das Logo von Asow besteht aus einer Kom­bi­na­ti­on von Wolfs­an­gel und Schwar­zer Son­ne. Das sind Zei­chen, die bereits der deut­sche Faschis­mus ver­wen­det hat­te.[14]

Auch durch die Nie­der­la­ge sei­ner Kämp­fer in Mariu­pol im Mai 2022 wur­de Asow nicht aus­ge­löscht, son­dern wird neu auf­ge­stellt. Man kann die­se und ande­re Grup­pen als eine Waf­fen-SS auf Meth mit moder­ner mili­tä­ri­scher Aus­rüs­tung bezeich­nen. Erst­mals seit 1945 ver­fü­gen Faschis­ten über eine beträcht­li­che mili­tä­ri­sche Macht. Wie auch immer der Krieg aus­ge­hen wird, die­se Faschis­ten haben nicht vor, ihre ein­mal erlang­te Macht wie­der abzu­ge­ben. Faschis­ti­sche Grup­pe wie Asow und der Isla­mi­sche Staat haben eine durch nichts gezü­gel­te Bru­ta­li­tät und den völ­li­gen Ver­zicht auf jeden zivi­li­sa­to­ri­schen Fir­nis gemein­sam. Genau­so wie der IS schä­men sie sich ihrer Gewalt­ta­ten nicht, son­dern ver­öf­fent­li­chen Bil­der hier­von in sozia­len Netz­wer­ken.[15]

Die Men­schen sind seit Jahr­zehn­ten einer star­ken Pro­pa­gan­da aus­ge­setzt, die die Ukrai­ner zu einer Her­ren­ras­se über­höht und alle ande­ren Völ­ker abwer­tet. Rus­sen gel­ten als Unter­men­schen, was Begrif­fe wie Orks oder Kar­tof­fel­kä­fer deut­lich machen, mit denen sie belegt wer­den. Die Abwer­tung der Rus­sen begann in der Ukrai­ne bereits in den Jah­ren nach dem Zer­fall der Sowjet­uni­on 1991. So war als Kom­men­tar auf die sich häu­fen­den Gru­ben­un­glü­cke im Don­bass in Kiew viel­fach zu hören: »Lasst die­se Berg­leu­te ster­ben. In den ukrai­ni­schen Him­mel kom­men sie sowie­so nicht.« Es ent­stand das Kli­schee des typi­schen Rus­sen: Er sei ein vul­gä­rer Alko­ho­li­ker, Kri­mi­nel­ler, ein­fa­cher Arbei­ter, der sich mehr an Mos­kau ori­en­tiert als an Kiew. Die­ses Kli­schee wur­de nach 2014 immer stär­ker ras­sis­tisch auf­ge­la­den. In sozia­len Netz­wer­ken mach­ten sich die West­ukrai­ner dar­über lus­tig, wenn im Don­bass auf­grund des Beschus­ses der faschis­ti­schen Batail­lo­ne Kin­der star­ben. Sie wur­den hämisch als Kar­tof­fel­kä­fer­lar­ven bezeich­net.[16]

In Schul­bü­chern fin­den sich Anga­ben über eine angeb­li­che »ukrai­ni­sche Anti­ke« – dar­über, dass die Urukrai­ner, die Ukren an der Wie­ge Euro­pas stan­den, das Schwar­ze Meer aus­ge­gra­ben und die ägyp­ti­schen Pyra­mi­den gebaut hät­ten. Die Ukrai­ner sei­en die ältes­ten, die klügs­ten, die geschick­tes­ten, die euro­pä­ischs­ten und ein­fach die Bes­ten der Bes­ten. Dar­aus folgt für sie, dass Russ­land und Euro­pa ver­pflich­tet sei­en, die Ukrai­ner zu unter­hal­ten und zu ver­sor­gen. Ein­fach, weil sie es müs­sen, weil die Ukrai­ner eine Her­ren­ras­se seien.

Nur so sind die stän­di­gen unver­schäm­ten Belei­di­gun­gen des dama­li­gen ukrai­ni­sche Bot­schaf­ter Andrij Mel­nyk ver­ständ­lich, der Bun­des­kanz­ler Scholz als »belei­dig­te Leber­wurst« titu­lier­te oder Kari­ka­tu­ren von Deutsch­land als Schne­cke mit ange­kleb­ter Patro­ne ver­öf­fent­lich­te. Die­ses über­mä­ßi­ge ukrai­ni­sche Selbst­be­wusst­sein trifft auf eine Gesell­schaft, die regel­recht dar­in trai­niert wur­de, das eige­ne Land abzu­wer­ten und ande­re Volks­grup­pen zu idea­li­sie­ren.[17] Mit der ideo­lo­gi­schen Auf­wer­tung als Her­ren­ras­se wird ver­ges­sen gemacht, dass die Ukrai­ne von der reichs­ten Sowjet­re­pu­blik mit einer bedeu­ten­den Indus­trie noch in den 80er Jah­ren auf den Sta­tus des ärms­ten Lan­des Euro­pas abge­stürzt ist.[18] Löh­ne und Lebens­stan­dard sind inzwi­schen nied­ri­ger als in eini­gen ara­bi­schen Län­dern wie Tune­si­en, Alge­ri­en und Ägypten.

Im April 2022 tauch­te in ukrai­ni­schen Medi­en ein fik­tio­na­ler Video­clip auf, in dem eine Frau einem kriegs­ge­fan­ge­nen rus­si­schen Sol­da­ten im Stil des Isla­mi­schen Staa­tes die Keh­le durch­schnei­det und dies allen Rus­sen androht.[19]

Noch 2018 berich­te­te der fran­zö­si­sche Fern­seh­sen­der Euro­news über ein ukrai­ni­sches Som­mer­fe­ri­en­la­ger für Kin­der, wo bereits 8‑jährige an der Kalasch­ni­kow aus­ge­bil­det und mit Rus­sen­hass indok­tri­niert wur­den. Dort kommt Aus­bil­der Yuri Cher­kas­hin zu Wort: »Wir zie­len nie­mals auf Men­schen, nie. Aber Sepa­ra­tis­ten und aus Mos­kau kom­men­de Besat­zer betrach­ten wir nicht als Men­schen. Des­we­gen könnt und sollt ihr auf sie schie­ßen.«[20]

In der Ukrai­ne wird offen der Hit­ler­gruß gezeigt, es fin­den Fackel­mär­sche wie in den 30er Jah­ren statt, und die natio­na­le Gruß­for­mel lau­tet »Sla­va Ukrai­ne! Gero­jam Sla­va!« (»Heil Ukrai­ne, Heil den Hel­den!«). Letz­te­rer war bereits der Gruß der ukrai­ni­schen Faschis­ten in den 40er Jah­ren und er wird inzwi­schen auch von west­li­chen Poli­ti­kern ger­ne genutzt.[21]

Seit 2014 exis­tiert die ukrai­ni­sche Pran­ger­web­sei­te Myrot­vor­ets (Frie­dens­stif­ter), in der »Fein­de der Ukrai­ne« auf­ge­führt wer­den. Dort fin­den sich inzwi­schen tau­sen­de Namen von Poli­ti­kern, Jour­na­lis­ten und Per­sön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens aus der gan­zen Welt mit deren ille­gal durch Hack­ing und Phis­hing erbeu­te­ten per­sön­li­chen Daten. Dar­un­ter auch 300 Min­der­jäh­ri­ge. Wer dort lan­det, gilt prak­tisch als vogel­frei, ist Dro­hun­gen, Schi­ka­nen, phy­si­schen Atta­cken aus­ge­setzt und schwebt sogar in Lebens­ge­fahr – wie­der­holt kam es zu Mor­den.[22] So wur­de zum Bei­spiel die rus­si­sche Jour­na­lis­tin Dar­ja Dugi­na weni­ge Mona­te vor ihrer Ermor­dung durch eine ukrai­ni­sche Agen­tin in die Lis­te auf­ge­nom­men.[23] Auch die deut­sche Kom­mu­nis­tin Lia­ne Kilinc befin­det sich inzwi­schen wegen ihrer huma­ni­tä­ren Hil­fe für den Don­bass auf die­ser Liste.

Das ukrai­ni­sche Zen­trum zur Des­in­for­ma­ti­ons­be­kämp­fung (CCD) hat im Som­mer 2022 eine wei­te­re schwar­ze Lis­te erstellt, auf der 72 Per­sön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens ste­hen, die angeb­lich »Nar­ra­ti­ve för­dern, die mit der rus­si­schen Pro­pa­gan­da über­ein­stim­men«. Genannt wer­den dort unter ande­rem der US-Poli­tik­wis­sen­schaft­ler John J. Mears­hei­mer, der SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Rolf Müt­zenich, die Femi­nis­tin Ali­ce Schwar­zer und der Autor Wolf­gang Bitt­ner. Die Bun­des­re­gie­rung wei­ger­te sich beharr­lich bei Kiew auf die Löschung die­ser Lis­te hin­zu­wir­ken, auch wenn für die dort auf­ge­führ­ten Per­so­nen Lebens­ge­fahr besteht. Schließ­lich ist die­se Lis­te doch gelöscht wor­den. Die Hin­ter­grün­de sind unklar. Aber die Unter­stüt­zung für die ukrai­ni­sche Regie­rung ist hier­zu­lan­de so stark, dass man selbst dann vor einer öffent­li­chen Kri­tik an Kiew zurück­schreckt, wenn der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der größ­ten Regie­rungs­par­tei auf einer Todes­lis­te auf­taucht.[24]

Seit März 2022 fin­den sich in sozia­len Netz­wer­ken immer mehr Fotos und Video­auf­nah­men aus der Ukrai­ne, wo an Mas­ten fest­ge­bun­de­nen Män­nern und Frau­en zu sehen sind, die mit her­un­ter­ge­las­se­ner Hose bloß­ge­stellt, mit ekel­haf­ten Flüs­sig­kei­ten über­gos­sen oder mit Stock­schlä­gen auf den nack­ten Hin­tern mal­trä­tiert wer­den. Bei ihnen soll es sich ent­we­der um Kol­la­bo­ra­teu­re oder Plün­de­rer han­deln. Beson­ders häu­fig wer­den Ange­hö­ri­ge der Roma-Min­der­heit miss­han­delt. Die Pra­xis, Men­schen an Pfäh­le zu bin­den, hat sich über­all in der Ukrai­ne aus­ge­brei­tet. Es sind vor allem die ukrai­ni­schen Faschis­ten, die Selbst­jus­tiz üben. »Ein beson­ders sadis­ti­sches Ver­gnü­gen berei­tet ihnen offen­bar das öffent­li­che Aus­peit­schen von Frau­en und Mäd­chen, die sie bestra­fen, weil sie des Dieb­stahls ver­däch­tigt wer­den; jeden­falls erzäh­len sie mit einer gewis­sen Freu­de davon«, so der Jour­na­list Dimi­t­ri Kowa­le­witsch.[25]

In den Gebie­ten, die die Ukrai­ne im Spät­som­mer 2022 zurück­er­obert hat­te, fand eine so genann­te Fil­tra­ti­on statt. »Kol­la­bo­ra­teu­re« mit Russ­land wur­den fest­ge­nom­men. Dar­un­ter fal­len auch Leh­rer, die nach rus­si­schen Lehr­plä­nen unter­rich­tet hat­ten, Behör­den­mit­ar­bei­ter und die­je­ni­gen, die an den Refe­ren­den zum Bei­tritt zur Rus­si­schen Föde­ra­ti­on teil­ge­nom­men hat­ten. Sie alle müs­sen mit mehr­jäh­ri­gen Haft­stra­fen rech­nen.[26] Nach einer mög­li­chen Rück­erobe­rung der Krim wer­den laut ukrai­ni­schen Pla­nun­gen alle Rus­sen von dort ver­trie­ben.[27] Das sind unge­fähr 2 Mil­lio­nen Menschen.

In den von Russ­land kon­trol­lier­ten Gebie­ten der Ukrai­ne wer­den seit Som­mer 2022 immer häu­fi­ger loka­le Poli­ti­ker, Ange­stell­te kom­mu­na­ler Ver­wal­tun­gen, Behör­den­mit­ar­bei­ter und Men­schen, die sich loy­al zu Russ­land ver­hal­ten, ermor­det. Prä­si­dent Selen­ski soll den Ter­ror gegen die – nach ukrai­ni­scher Sicht – eige­nen Staats­bür­ger per­sön­lich ange­ord­net haben.[28]

Die EU hat kei­ner­lei Pro­ble­me mit die­ser erschre­cken­den Ent­wick­lung. Es herrscht nun mal Krieg, so der Spre­cher von Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin von der Ley­en. Nach der Aus­sa­ge des EU-Außen­po­li­tik­be­auf­trag­ten Josef Bor­rel sei jetzt nicht die rich­ti­ge Zeit, um über die­ses The­ma zu spre­chen. Die Ukrai­ne habe eine legi­ti­me Regie­rung und genie­ße die unein­ge­schränk­te Unter­stüt­zung der EU. Wer das anders sehe und von Repres­si­on spre­che, wie­der­ho­le rus­si­sche Pro­pa­gan­da. Das ist die offi­zi­el­le Linie, an die sich alle Regie­run­gen der EU-Mit­glieds­staa­ten und alle Main­stream­m­e­di­en eisern gehal­ten haben.[29]

Nicht zuletzt weil das Nar­ra­tiv von der Ukrai­ne als Leucht­stern der Frei­heit und der west­li­chen Wer­te so abwe­gig ist und auch eini­gen Berich­ten der Main­stream­m­e­di­en aus den Vor­jah­ren wider­spricht, muss es mit Gewalt durch­ge­setzt wer­den. Zen­sur wie zu Coro­na-Zei­ten reicht nun längst nicht mehr aus. Statt des­sen wird mit den Mit­teln des Straf­rechts ver­hin­dert, dass, dass über den Sinn der rus­si­schen Mili­tär­ope­ra­ti­on über­haupt noch dis­ku­tiert wer­den kann. Eine Vor­aus­set­zung hier­für war die Dämo­ni­sie­rung alles Rus­si­schen, das nach dem 24. Febru­ar 2022 mit vol­ler Wucht einsetzte.

Die gan­ze west­li­che Welt war von einem Fie­ber erfasst, alles Rus­si­sche zu can­celn. Das begann mit gro­ßen »Frie­dens­de­mons­tra­tio­nen« Ende Februar/​Anfang März 2022 mit meh­re­ren 10.000 Teil­neh­mern. Domi­niert wur­den sie von ukrai­ni­schen blau-gel­ben Flag­gen und der For­de­rung nach Waf­fen­lie­fe­run­gen. Auf die­sen Demos mar­schier­ten ein­träch­tig ukrai­ni­sche Faschis­ten mit Fah­nen des Asow-Regi­ments, Ange­hö­ri­gen des wohl­ha­ben­den grü­nen Mit­tel­stan­des und der deut­schen Anti­fa neben­ein­an­der. Im Grun­de genom­men unter­schie­den sich die­se fieb­ri­gen Mani­fes­ta­tio­nen kaum von den Mas­sen­auf­läu­fen im August 1914, wo vor allem Intel­lek­tu­el­le und Klein­bür­ger den Kriegs­aus­bruch fei­er­ten.[30]

Dann wur­den Rus­sen inter­na­tio­nal aus allen Sport- und Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen wie den Olym­pi­schen Spie­len und der UEFA aus­ge­schlos­sen. Die Stadt Mün­chen hat Anfang März 2022 den rus­si­schen Diri­gen­ten Valery Ger­giev ent­las­sen, weil er auf ein Ulti­ma­tum nicht reagier­te, sich sofort von der rus­si­schen Mili­tär­ope­ra­ti­on in der Ukrai­ne zu distan­zie­ren. Aber das ist nur die Spit­ze des Eis­bergs. Auf­trit­te von rus­si­schen Künst­lern im Wes­ten wur­den rei­hen­wei­se abge­sagt, eben­so bereits eine Ope­ret­te des rus­si­schen Kom­po­nis­ten Dimi­t­ri Schost­a­ko­witsch.[31] Umge­kehrt boy­kot­tier­ten west­li­che Künst­ler Auf­trit­te in Russ­land. Die gro­ßen Hol­ly­wood-Stu­di­os stell­ten ihren Film­ver­leih in Russ­land schlag­ar­tig ein.[32]

Die bri­ti­sche Kul­tur­mi­nis­te­rin Nadi­ne Dor­ries bezeich­ne­te die Maß­nah­men zur Iso­lie­rung Russ­lands im Sport- und Kul­tur­be­reich als drit­te Front nach dem ukrai­ni­schen Kriegs­schau­platz und dem Wirt­schafts­krieg. Die­se Aus­schlüs­se sind von Groß­bri­tan­ni­en offen­bar maß­geb­lich vor­an­ge­trie­ben wor­den.[33]

Geschäf­te und Restau­rants erteil­ten Rus­sen Lokal­ver­bot. Rus­si­sche Waren wie Wod­ka oder Zupf­ku­chen ver­schwan­den aus den Rega­len der Super­märk­te. Rus­sen wer­den in der Öffent­lich­keit beschimpft und ihre Kin­der in der Schu­le dis­kri­mi­niert. Häu­fig ver­lan­gen die Leh­rer von ihnen, dass sie sich von der rus­si­schen Mili­tär­ope­ra­ti­on und von Russ­land im All­ge­mei­nen distan­zie­ren. Einem Russ­land­deut­schen, dem ein Bus­un­ter­neh­men gehört, wur­den 30 Bus­se zer­schla­gen und betriebs­un­fä­hig gemacht. Eine Leh­re­rin ver­bot es Kin­dern, Jacken zu tra­gen, auf denen Russ­land geschrie­ben steht. Einem rus­si­scher Lebens­mit­tel­markt wur­den die Schei­ben ein­ge­schla­gen. Die Autos von rus­si­schen Tou­ris­ten wur­den beschä­digt.[34]

Die Frank­fur­ter Buch­mes­se hat 2022 den rus­si­schen Natio­nal­stand ver­bo­ten. In einem Auf­ruf, der vom Bör­sen­blatt des Deut­schen Buch­han­dels ver­brei­tet wur­de, for­der­te die Ukrai­ne den welt­wei­ten Boy­kott sämt­li­cher rus­si­schen Bücher und Ver­la­ge. Zur Begrün­dung hieß es, in die Bücher sei rus­si­sche Pro­pa­gan­da ein­ge­wo­ben, was sie zu Waf­fen im gegen­wär­ti­gen Krieg mache. Der Auf­ruf ist mit der faschis­ti­schen Gruß­for­mel »Ruhm der Ukrai­ne« unter­zeich­net.[35]

Coro­na geht, der Krieg kommt, so könn­te man die Stim­mung im Früh­jahr 2022 zusam­men­fas­sen. Der glei­che inten­si­ve Hass, der sich nur weni­ge Mona­te zuvor an den Unge­impf­ten aus­ge­tobt hat­te, rich­tet sich nun gegen Putin, Russ­land und die Rus­sen im All­ge­mei­nen. Es macht den Anschein, als hät­te jemand einen Schal­ter umge­legt.[36] Da wun­dert es nicht, dass es seit dem Früh­jahr 2022 immer häu­fi­ger zu Angrif­fen auf Rus­sen bzw. Russ­land­deut­sche kam. So schlu­gen zwei Ukrai­ner im Novem­ber die­ses Jah­res in Ber­lin einen Mann und eine Frau zusam­men, nur weil sie sich auf Rus­sisch unter­hal­ten hat­ten. Bereits im März kam es zu einem Brand­an­schlag auf die rus­si­sche Schu­le Ber­lin.[37]

Im April wur­de das sowje­ti­sche Ehren­mal in Ber­lin-Trep­tow geschän­det. Es wur­den unter ande­rem Haken­kreu­ze und die Paro­le »Tod allen Rus­sen« gesprüht.[38] Ab dem April nahm ver­gleich­bar zur jah­re­lan­gen Ent­wick­lung in der Ukrai­ne auch die Dämo­ni­sie­rung Russ­lands in deut­schen Medi­en immer stär­ker zu. So ver­öf­fent­lich­te die taz am 9. Mai – dem Jah­res­tag des Sie­ges über den Faschis­mus – einen Arti­kel, in dem behaup­tet wur­de, nicht Hit­ler, son­dern Sta­lin hät­te den Zwei­ten Welt­krieg geplant, die Gene­rä­le der Wehr­macht wur­de heroi­siert und der Par­ti­sa­nen­kampf hin­ter der Front als Ter­ro­ris­mus bewer­tet. Sol­che geschichts­re­vi­sio­nis­ti­schen The­sen wur­den bis­her nur von Neo­na­zis ver­tre­ten. Heu­te sind sie im links­li­be­ra­len Main­stream ange­kom­men.[39]

Die Poli­tik­wis­sen­schaft­le­rin Flo­rence Gaub behaup­te­te im April in der Talk­show Mar­kus Lanz, dass Rus­sen zwar wie Euro­pä­er aus­sä­hen, sie aber eigent­lich gar kei­ne Euro­pä­er sei­en. Sie hät­ten zudem einen ande­ren Bezug zur Gewalt und dem Tod. Kom­men­tar von Mar­cus Klöck­ner auf den Nach­denk­sei­ten: »Das Bild vom rus­si­schen ›Unter­men­schen‹ kommt zum Vor­schein, der zwar so aus­sieht wie wir, aber im Grun­de genom­men doch ›min­der­wer­tig‹ ist.«[40]

Das Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land schreibt vom Geheim­nis der rus­si­schen Grau­sam­keit und behaup­tet, die Rus­si­sche Armee agie­re nach dem Mus­ter einer Ter­ror­ban­de. Die­se Äuße­rung bezog sich unter ande­rem auf Behaup­tun­gen der dama­li­gen ukrai­ni­schen Men­schen­rechts­be­auf­trag­te Lyud­mi­la Den­is­o­va über Mas­sen­ver­ge­wal­ti­gun­gen, die sich inzwi­schen als Erfin­dung her­aus­ge­stellt haben (sie­he dazu Abschnitt 7.4.1.). Der Spie­gel-Jour­na­list Sascha Lobo ist bereits als Coro­na-Scharf­ma­cher auf­ge­fal­len. Im Jahr 2022 stand er auch an vor­ders­ter Front bei der Het­ze gegen die Russen:

But­scha und die pro­pa­gan­dis­ti­sche Reak­ti­on bedeu­te­ten, dass es sich nicht mehr (nur) um einen Angriffs­krieg han­delt, son­dern um einen Ver­nich­tungs­krieg. (…) Ich hal­te es gera­de aus deut­scher Sicht für essen­ti­ell, die rus­si­sche Bevöl­ke­rung nicht samt und son­ders aus ihrer Ver­ant­wor­tung raus­zu­ent­schul­di­gen, jeden­falls den putin­stüt­zen­den Teil.[41]

Die Lan­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung Baden-Würt­tem­berg betreibt im Jahr 2022 Völ­ker­kun­de alten Stils. Die Rus­sen sei­en faul, bequem, aggres­siv, bin­dungs­los und nicht empa­thie­fä­hig heißt es dort im Bei­trag einer Ukrai­ne­rin. Das habe damit zu tun, dass die Vor­fah­ren der Rus­sen Noma­den gewe­sen sei­en. Sie sei­en gezwun­gen irgend­wo­hin zu zie­hen, jeman­den zu erobern, aggres­si­ver zu sein, um sich selbst Lebens­be­din­gun­gen zu ver­schaf­fen. Der Noma­de habe kei­ne Bin­dung an das Land. Daher der Unwil­le und die Unfä­hig­keit, sich die Welt um sie her­um ein­zu­rich­ten, sich anzu­stren­gen, um bequem zu leben. Als vor­bild­lich wer­den dage­gen die Ukrai­ner beschrie­ben, sie seien:

[…] spar­sam, ver­wur­zelt in die­ser sehr sess­haf­ten Lebens­wei­se, sowie in dem Wunsch, das zu schüt­zen, was man hat und ein Höchst­maß an Fried­fer­tig­keit zu errei­chen. […] Die Ukrai­ner sind uni­ver­sell ein­setz­bar, beherr­schen mühe­los meh­re­re Spe­zi­al­ge­bie­te und sind dabei erstaun­lich effi­zi­ent.[42]

(…)

Erst die­se mas­si­ve Medi­en­kam­pa­gne gegen Russ­land und zuneh­mend gegen die Rus­sen im All­ge­mei­nen schuf die Vor­aus­set­zun­gen für einen wei­te­ren Demo­kra­tie­ab­bau im Wes­ten. Dabei wer­den die Ten­den­zen aus den Jah­ren der Coro­na-Hys­te­rie naht­los fort­ge­setzt. Inzwi­schen wer­den auch gemä­ßigt kri­ti­sche Stim­men zur Russ­land-Poli­tik der Bun­des­re­gie­rung dis­kre­di­tiert und gecan­celt. Dar­un­ter Ulri­ke Gue­rot[46], Gabrie­le Kro­ne-Schmalz[47] Ali­ce Schwar­zer, Danie­le Gan­ser und Sahra Wagenknecht.

Die Zen­sur der rus­si­schen Medi­en RT und Sput­nik ist eine neue Dre­hung der Eska­la­ti­ons­spi­ra­le beim Abbau der Mei­nungs­frei­heit in Euro­pa. Zum ers­ten Mal zen­siert der Wes­ten nun offen Medi­en, die sei­nem Nar­ra­tiv wider­spre­chen. Bis­her gelang es ihm sich hin­ter pri­va­ten Betrei­bern sozia­ler Netz­wer­ke zu ver­ste­cken.[48] Auch die Zen­sur von deut­schen Medi­en geht mit den bereits bekann­ten Metho­den wei­ter. So wur­de den Nach­denk­sei­ten die Gemein­nüt­zig­keit aberkannt und ihnen verboten,die bis­her ein­ge­wor­be­nen Gel­der für ihre jour­na­lis­ti­sche Arbeit zu nut­zen. Sie wur­den also finan­zi­ell aus­ge­trock­net.[49]

Die Bun­des­re­gie­rung betreibt der­weil eine Nar­ra­tiv­gleich­schal­tung zur Ukrai­ne, wie die Nach­denk­sei­ten auf­ge­deckt haben. Die Bun­des­re­gie­rung hat unter ande­rem fol­gen­de Maß­nah­men zur Mei­nungs­be­ein­flus­sung der Bevöl­ke­rung umgesetzt:

  • Ver­lin­kung zu Fak­ten­che­ckern auf den Web­sei­ten der Bundesregierung
  • Bro­schü­ren zu »Des­in­for­ma­ti­on im Kon­text des rus­si­schen Angriffs­krie­ges gegen die Ukrai­ne« erstel­len und verteilen
  • Resi­li­enz-Plan: Ver­stärk­te Ein­fluss­nah­me auf sozia­le Netz­wer­ke zur Zen­sur der »rus­si­schen Des­in­for­ma­ti­on«. Gesprä­che auf Ebe­ne der Staatssekretäre
  • Ein­fluss­nah­me in den par­la­men­ta­ri­schen Raum, also auf Abge­ord­ne­te in Bun­des­tag und Lan­des­par­la­men­ten, die die Regie­rung eigent­lich kon­trol­lie­ren sollten
  • Ein­satz von KI-Modu­len der digi­ta­len Foren­sik zur (teil)automatisierten Iden­ti­fi­zie­rung von »Mani­pu­la­tio­nen und kon­zer­tier­ter Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen«. Damit ist wohl gemeint, dass bestimm­te The­men iden­ti­fi­ziert wer­den, die die Men­schen in den sozia­len Netz­wer­ken beson­ders stark bewe­gen. Hier­zu gehö­ren bei­spiels­wei­se die Aus­sa­gen von Anna­le­na Baer­bock: »Ich wer­de die Ukrai­ne unter­stüt­zen, egal, was mei­ne deut­schen Wäh­ler den­ken« oder »Wir kämp­fen einen Krieg gegen Russ­land.« Anschlie­ßend sol­len die­se Aus­sa­gen gekon­tert werden
  • Finan­zie­rung von Pro­jek­ten der Zivil­ge­sell­schaft wie das Pro­jekt Geg­ner­ana­ly­se der Stif­tung Libe­ra­le Moder­ne, durch das Alter­na­tiv­me­di­en dis­kre­di­tiert wer­den sollen

Der anony­me Whist­le­b­lower aus dem Staats­ap­pa­rat erklär­te, dass die­se Maß­nah­men für ihn der kon­zer­tier­te Ver­such einer Nar­ra­tiv-Gleich­schal­tung sind. Das Doku­ment sei ein Blick in den Abgrund der gebün­del­ten Akti­vi­tä­ten einer hori­zon­ta­len und ver­ti­ka­len Inte­gra­ti­on moder­ner Staats­pro­pa­gan­da. Aber dabei sei­en die­se Maß­nah­men nur die Spit­ze des Eis­ber­ges. Die deut­sche Öffent­lich­keit hät­te kei­ne Vor­stel­lung davon, was sonst noch im Hin­ter­grund ablau­fe. Bemer­kens­wert ist auch, dass der Begriff rus­si­sche Des­in­for­ma­ti­on nie­mals defi­niert oder auch nur ein­grenzt wird. Damit ist der Will­kür Tür und Tor geöff­net und immer häu­fi­ger füh­ren Mei­nungs­äu­ße­run­gen zu emp­find­li­chen recht­li­chen Kon­se­quen­zen.[50]

Denn inzwi­schen wer­den Men­schen straf­recht­lich ver­folgt, wenn sie die rus­si­sche Mili­tär­ope­ra­ti­on in der Ukrai­ne befür­wor­ten.[51] Es gibt bereits Fest­nah­men von »pro­rus­si­schen Akti­vis­ten«.[52] Das Zei­gen des Buch­sta­bens »Z«, der sowje­ti­schen und inzwi­schen in eini­gen Städ­ten auch der rus­si­schen Fah­ne wird als Bil­li­gung von Straf­ta­ten betrach­tet und ist inzwi­schen ver­bo­ten. So wird seit dem Okto­ber 2022 gegen die Russ­land­deut­sche Julia P. auch mit­tels einer Haus­durch­su­chung ermit­telt, weil sie auf dem Ode­ons­platz in Mün­chen am 9. Mai 2022 mit einer rus­si­schen Fah­ne getanzt hat­te. Ange­zeigt wur­de sie von der Anti­fa­grup­pe »Zamho­idn Lands­hut« (Zusam­men­hal­ten Lands­hut) wegen Befür­wor­tung einer Straf­tat. Es folg­te eine Hetz­kam­pa­gne in zahl­rei­chen Medi­en wie der Bild­zei­tung.[53] Noch im April 2022 war das Zei­gen der rus­si­schen Fah­ne erlaubt.[54]

Inzwi­schen ermit­telt die deut­sche Jus­tiz auch gegen die Jour­na­lis­tin Ali­na Lipp wegen Ver­sto­ßes gegen § 140 StGB also wegen Bil­li­gung von Straf­ta­ten. Der Lüne­bur­ger Amts­rich­ter Hob­ro-Klat­te begrün­de­te die­se Ermitt­lun­gen und kon­kret die Ein­zie­hung von Tei­len von Lipps Ver­mö­gen wie folgt:

Ihre Äuße­run­gen sind dabei geeig­net, das psy­chi­sche Kli­ma auch inner­halb der Bevöl­ke­rung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land auf­zu­het­zen, auf­grund zumin­dest ver­zer­ren­der, teils auch wahr­heits­wid­ri­ger Dar­stel­lun­gen einen Dis­sens inner­halb der Gesell­schaft her­bei­zu­füh­ren und den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt auf­zu­lö­sen, Zwei­fel an der Funk­ti­ons­fä­hig­keit der öffent­li­chen Mei­nungs­bil­dung und der Wahr­haf­tig­keit der media­len Bericht­erstat­tung inner­halb der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu säen und dadurch das Ver­trau­en in die Rechts­si­cher­heit und die Ver­trau­ens­wür­dig­keit des demo­kra­ti­schen Sys­tems im Inland ins­ge­samt zu erschüt­tern.[55]

Ver­bo­ten sind unter ande­rem fol­gen­de Aussagen:

  • Die Bevöl­ke­rung des Don­bass fei­ert die rus­si­schen Streit­kräf­te als Befreier
  • Im Don­bass fand ein Geno­zid statt

Deut­sche Gerich­te defi­nie­ren damit, wie die Wahr­heit im Ukrai­ne­krieg aus­zu­se­hen hat und ver­bie­ten im Grun­de genom­men jede regie­rungs­kri­ti­sche Bericht­erstat­tung. Denn jeder kri­ti­sche Bericht egal zu wel­chem The­ma ist dazu geeig­net, einen »einen Dis­sens inner­halb der Gesell­schaft her­bei­zu­füh­ren« und »Zwei­fel an der Wahr­haf­tig­keit der media­len [Main­stream-] Bericht­erstat­tung« zu säen.[56]

Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass es sich bei den jetzt bekannt gewor­de­nen Ermitt­lun­gen gegen Ali­na Lipp nur um die Spit­ze des Eis­bergs han­delt. Die Tages­schau for­dert bereits die Straf­ver­fol­gung von RT-Jour­na­lis­ten.[57] Ver­gleich­ba­re Ermitt­lun­gen dürf­ten dem­nach schon gegen Tho­mas Röper und Dag­mar Henn lau­fen, denn sie haben Ähn­li­ches geäu­ßert. Dro­hun­gen mit Straf­ver­fol­gung rich­ten die Medi­en auch gegen Initia­ti­ven wie »Frie­dens­brü­cke – Kriegs­op­fer­hil­fe e.V«., die den Bewoh­nern des Don­bass huma­ni­tä­re Hil­fe leis­ten. Die Gemein­nüt­zig­keit wur­de ihnen bereits aberkannt.[58]

Am 24. Janu­ar 2023 ver­ur­teil­te das Amts­ge­richt Ber­lin den Frie­dens­ak­ti­vis­ten Hei­ner Bücker einer Geld­stra­fe in Höhe von 2.000 Euro, ersatz­wei­se 40 Tage Haft, plus Über­nah­me der Ver­fah­rens­kos­ten und zwar wegen »Beloh­nung und Bil­li­gung von Straf­ta­ten« nach § 140 StGB. In einer Rede am 22. Juni 2022 am Sowje­ti­schen Ehren­mal in Ber­lin-Trep­tow hat­te Bücker erklärt, er kön­ne ange­sichts der deut­schen Geschich­te und der von den ukrai­ni­schen Faschis­ten aus­ge­hen­den Kriegs­rhe­to­rik die rus­si­schen Grün­de für die mili­tä­ri­sche Son­der­ope­ra­ti­on in der Ukrai­ne ver­ste­hen. Nach Ansicht des Gerichts bil­li­ge er damit »den völ­ker­rechts­wid­ri­gen Über­falls Russ­land (sic!) auf die Ukrai­ne« und sei­ne Äuße­rung hät­te »das Poten­ti­al, das Ver­trau­en in die Rechts­si­cher­heit zu erschüt­tern und das psy­chi­sche Kli­ma in der Bevöl­ke­rung auf­zu­het­zen.« Das Ber­li­ner Amts­ge­richt über­nahm damit fast wort­gleich die Begrün­dung für die Ein­zie­hung von Gel­dern der Jour­na­lis­tin Ali­na Lipp, gegen die eben­falls wegen Ver­sto­ßes gegen den § 140 StGB ermit­telt wird. Die­se Tat­sa­che belegt, dass die Straf­ver­fol­gung von kri­ti­schen Stim­men zur deut­schen Kriegs­be­tei­li­gung offen­bar zen­tral koor­di­niert wird.[59]

Bis­her wur­de der § 140 StGB genutzt, um Mei­nungs­äu­ße­run­gen im Zusam­men­hang mit dem Russ­land-Ukrai­ne-Krieg zu kri­mi­na­li­sie­ren. Im Okto­ber 2022 ver­schärf­te der Bun­des­tag in einer Nacht- und Nebel­ak­ti­on mas­siv den § 130 StGB zur Volks­ver­het­zung. Es wur­de ein neu­er Abschnitt hinzugefügt:

(5) Mit Frei­heits­stra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe wird bestraft, wer eine Hand­lung der in den §§ 6 bis 12 des Völ­ker­straf­ge­setz­bu­ches bezeich­ne­ten Art gegen eine der in Absatz 1 Num­mer 1 bezeich­ne­ten Per­so­nen­mehr­hei­ten oder gegen einen Ein­zel­nen wegen des­sen Zuge­hö­rig­keit zu einer die­ser Per­so­nen­mehr­hei­ten öffent­lich oder in einer Ver­samm­lung in einer Wei­se bil­ligt, leug­net oder gröb­lich ver­harm­lost, die geeig­net ist, zu Hass oder Gewalt gegen eine sol­che Per­son oder Per­so­nen­mehr­heit auf­zu­sta­cheln und den öffent­li­chen Frie­den zu stören.

Jetzt ist auch in Deutsch­land nicht nur die Bil­li­gung, Leug­nung oder Ver­harm­lo­sung des Holo­causts straf­bar, son­dern die Bil­li­gung, Leug­nung oder Ver­harm­lo­sung von allen Völ­ker­mor­den und Kriegs­ver­bre­chen. Rechts­wis­sen­schaft­ler sehen an die­sem Para­gra­phen kri­tisch, dass die Straf­bar­keit mas­siv vor­ver­la­gert wur­de. Nicht nur eine tat­säch­li­che Auf­sta­che­lung ist straf­bar, son­dern bereits eine Hand­lung die geeig­net ist, auf­zu­sta­cheln. Ihr Haupt­kri­tik­punkt ist aber, dass die Straf­bar­keit auch dann gilt, auch wenn die ent­spre­chen­den Ereig­nis­se noch gar nicht juris­tisch bewer­tet wor­den sind. Häu­fig ist zum Bei­spiel in der aktu­el­len Dis­kus­si­on umstrit­ten, ob es sich bei bestimm­ten Ereig­nis­sen um einen Völ­ker­mord oder um ein Kriegs­ver­bre­chen han­delt oder nicht. Es bestehe die gro­ße Gefahr, dass sich Rich­ter bei sol­chen umstrit­te­nen Ereig­nis­sen an Bericht­erstat­tun­gen und Nar­ra­ti­ven des Main­streams ori­en­tie­ren und damit die Mei­nungs­frei­heit ganz mas­siv ein­ge­schränkt wird.[60]

Auf jeden Fall ist der § 130 (5) StGB so schwam­mig for­mu­liert, dass die Bevöl­ke­rung unmög­lich wis­sen kann, was noch erlaubt und was bereits straf­bar ist. Aber genau des­halb ent­fal­tet er eine star­ke ein­schüch­tern­de Wir­kung. Ob die­ses Gesetz ver­fas­sungs­wid­rig ist, ist unter Juris­ten eben­falls umstrit­ten. Aller­dings ent­schei­det das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt letzt­in­stanz­lich dar­über. Unter sei­nem Prä­si­den­ten Har­barth hat es aber die größ­ten Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen seit der Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik unter dem Vor­wand der Coro­na-Pan­de­mie ein­fach durch­ge­wun­ken und sogar prä­ven­tiv noch här­te­re Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen beim Kampf gegen das CO2 mög­lich gemacht.

Auch Beschlüs­se des EU-Par­la­men­tes und des Bun­des­ta­ges sind ange­sichts der mas­si­ven Ver­schär­fung des § 130 (5) StGB dazu geeig­net, die Mei­nungs­frei­heit in Deutsch­land ein­zu­schrän­ken. Am 23. Novem­ber 2022 erklär­te das EU-Par­la­ment Russ­land zum »Ter­ror­staat«. Vor­ge­wor­fen wur­de Russ­land unter ande­rem, für die Mas­sa­ker in But­scha und Kra­ma­torsk ver­ant­wort­lich zu sein, das Kern­kraft­werk Sapo­rosch­je beschos­sen zu haben, Rake­ten auf das Ter­ri­to­ri­um Polens abge­feu­ert zu haben, die Erd­gas­lei­tun­gen Nord­stream 1 und 2 gesprengt zu haben und Ener­gie und Nah­rungs­mit­tel als Waf­fe ein­ge­setzt zu haben. Selbst der Absturz des Flug­zeugs des pol­ni­schen Prä­si­den­ten bei Smo­lensk im Jahr 2010 wird Russ­land ange­las­tet. Bei all dem han­delt es sich um unbe­leg­te Behaup­tun­gen vor allem der ukrai­ni­schen Kriegs­pro­pa­gan­da, die das EU-Par­la­ment unre­flek­tiert über­nom­men hat. Den­noch for­dert es »die Uni­on und ihre Mit­glied­staa­ten auf, die bewuss­te öffent­li­che Bil­li­gung bzw. Leug­nung der mili­tä­ri­schen Aggres­si­on und der Kriegs­ver­bre­chen Russ­lands in jed­we­der Form zu unter­sa­gen.« Gemeint ist offen­bar, dass die oben genann­te Lis­te »als Fest­le­gung all des­sen die­nen soll, was künf­tig inner­halb der EU nicht mehr in Zwei­fel gezo­gen wer­den darf.«[61] Der Deut­sche Bun­des­tag hat am 30. Novem­ber 2022 die Hun­gers­not in der Ukrai­ne in den 30er Jah­ren (die es auch in ande­ren Sowjet­re­pu­bli­ken gab) als Geno­zid am ukrai­ni­schen Volk aner­kannt. Es ist zu erwar­ten, dass sich Rich­ter bei der Anwen­dung des neu­en § 130 (5) StGB an die­sen offi­zi­el­len Doku­men­ten ori­en­tie­ren werden….

mehr dazu (44 Minuten Lesezeit):

Ein Kommentar zu “Der Drit­te Welt­krieg Teil 5: Faschis­mus in der Ukrai­ne, Demo­kra­tie­ab­bau im Wes­ten (Impe­ria­lis­mus und Gre­at Reset Teil 7.4.5)

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