Eine veränderte Sicht auf die Zukunftsprobleme der Menschheit tut Not
Von
Jens Woitas
13. April 2023
Das Buch „Das unheimliche Jahrhundert“ von Thomas Fasbender ist ein höchst interessantes zeitgeschichtliches Werk, das einen Beitrag zu einer heilsamen Entideologisierung gegenwärtiger politischer Debatten darstellen könnte. Diese Debatten sind nämlich auf fast allen Seiten von Illusionen bestimmt, von denen man sich aus meiner Sicht radikal befreien muss, um endlich einen klaren Blick auf die Größe der Probleme des 21. Jahrhunderts zu bekommen.
Fasbenders Buch ist insoweit „mainstream-kompatibel“, als dass der Autor einen durch menschliches Wirtschaften verursachten Klimawandel nicht verneint, sondern seine möglichen Folgen – verursacht durch eine globale Temperaturerhöhung um bis zu sechs Grad Celsius in unserem Jahrhundert – sogar als katastrophal beschreibt. Provokant, aber aus meiner Sicht ehrlich, ist seine Schlussfolgerung: Zwar ist nicht der menschengemachte Klimawandel eine Lüge. Zu einer Lüge wird aber mehr und mehr die Vorstellung, dass sich dieser Klimawandel durch politisches Handeln noch aufhalten oder gar umkehren ließe. Die technischen Anlagen, die für eine wirklich weltweite Energiewende nötig wären, könnten selbst dann nicht innerhalb weniger Jahrzehnte aufgebaut werden, wenn der politische Wille, das Geld und die nötigen Rohstoffe vorhanden wären.
Vielfach beklagte Irrwege
Das gilt auch für die Kernenergie, deren Nutzung auf eine völlig unrealistische Weise ausgeweitet werden müsste, um den kompletten Energiebedarf von acht oder gar noch mehr Milliarden Menschen mit sauberem Strom zu decken. Dazu gesellt sich die Erkenntnis, dass sich „die Menschheit“ selbst nicht als Gemeinschaft empfinden kann und deshalb auch nie zum Volk eines „Weltstaates“ werden wird, der eine wirklich globale Politik zum Nutzen der Menschen betreiben könnte. In der heutigen Klimadiskussion gibt es nur Interessen von Staaten, Unternehmen und Einzelpersonen, die allesamt nicht wirklich auf die Lösung eines weltweiten Problems abzielen. Die Folgen sind die vielfach beklagten Irrwege der heutigen Klimapolitik: Greenwashing von Konzernen, die unverdrossen weiteres Wirtschaftswachstum anstreben, eine „grüne“ Politik der Verarmung und Deindustrialisierung ohne jeden greifbaren Nutzen, und nicht zuletzt die Psychopathien von Klima-Klebern (“Aufstand der Letzten Generation”) und „Fridays for Future“.
Laut Fasbender werden sich „Klimaleugner“ und „Klima-Extremisten“ auf eine seltsame Weise ähnlich, wenn man ihre Überzeugungen bis zum Ende durchdenkt: Beide glauben nämlich an die Möglichkeit einer langfristigen Erhaltung unserer heutigen Wohlstands- und Konsumgesellschaften. Die ersteren sehen den Verzicht auf jegliche Klimapolitik als geeignetes Mittel dafür an, während letztere meinen, durch ihre politischen „Maßnahmen“ den status quo irgendwie noch retten zu können. Beides sind Illusionen von Menschen, welche die bittere Realität nicht wahrhaben wollen. Diese besteht darin, dass im „unheimlichen 21. Jahrhundert“ der Planet Erde für den Homo sapiens nicht mehr jene angenehme, von materieller Fülle gekennzeichnete Lebenswelt darstellen wird, auf welche der Mensch der Moderne einen unendlichen Anspruch zu besitzen schien….
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