Impfnötigung und individuelles Selbstbewusstsein – ein Erfahrungsbericht

Millionen Menschen wurden während der Corona-Krise unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen. Eine Lehrerin berichtet für Multipolar über ihre Erfahrungen als einzige Ungeimpfte an ihrer Schule. Sie schildert die Widerstände sowie ihren eigenen sehr privaten und wechselvollen Bewusstwerdungsprozess – und geht dabei auch der größeren Frage nach, wie es möglich ist, dass die Gesellschaft durch interessengeleitete Autoritäten in dieser Weise beeinflusst werden kann.

KATHARINA MEUSER, 9. April 2023, PDF

Jahrzehntelang führte ich ein im Großen und Ganzen beschauliches Leben in einer vermeintlich toleranten und demokratischen Gesellschaft. Durch mein Psychologiestudium und ein gewisses autodidaktisches Talent hatte ich mir im Sommer 2020 einen langgehegten Wunsch erfüllt und arbeitete als Lehrerin an einer Grundschule. Ich fühlte mich beruflich – wie man so schön sagt – „angekommen“. Voller Vertrauen in Politik, Medien und Experten war ich von der Notwendigkeit der Corona-Maßnahmen und Freiheitseinschränkungen überzeugt. Tage vor der offiziellen Einführung der Maskenpflicht im Einzelhandel ging ich als eine der ersten mit selbstgeschneidertem Mundschutz einkaufen. Es war ein gutes Gefühl, im Kampf gegen dieses gefährliche Virus etwas unternehmen zu können!

Mit dem Thema Viren und Epidemiologie hatte ich mich nie beschäftigt. Planung, Durchführung und statistische Auswertung von wissenschaftlichen Studien waren mir aber aus der Experimentalpsychologie geläufig. Als eifrige Hörerin und Fan von Christian Drostens täglichem „Corona-Podcast“ im NDR wurde ich in meiner Einschätzung der Krisensituation durch den renommierten und hochgelobten Experten bestätigt. Zusammen mit ihm schüttelte ich den Kopf über „Verschwörungstheoretiker“ wie Ioannidis, Wodarg oder Bhakdi, die das Virus allesamt „verharmlosten“.

Ich erinnere mich noch gut an eine Diskussion, die ich Ende 2020 mit einem jungen Fitnesstrainer über die Politik führte. Er war der Meinung, Covid sei viel harmloser als man uns glauben machen wolle. Ich war entsetzt über so viel Dummheit und Naivität. Die Vorstellung, das öffentlich-rechtliche Fernsehen und offizielle Behörden würden mich absichtlich belügen, erschien mir geradezu lächerlich.

Die Realität und was die Medien daraus machten

Während die Impfstoffentwicklung Mitte 2020 schon auf Hochtouren lief, sammelten Wissenschaftler immer mehr Erkenntnisse zur Pathogenität des SARS-CoV-2-Virus. Covid ist keine reine Atemwegserkrankung und kann bei einem Teil der Infizierten Organe und Gefäße beschädigen – in seltenen Fällen auch langfristig. Schon Mitte des Jahres belegten die Daten aber ebenfalls eindeutig, dass schwere Verläufe und Todesfälle die Ausnahme darstellten und nur bei älteren Patienten oder schwerstvorerkrankten jüngeren Menschen zu beobachten waren. Bis heute gilt: Der durchschnittliche Coronatote ist über 80 Jahre alt und vielfach vorerkrankt.

Die Medien suggerierten ein ganz anderes Bild und ließen die neuen wissenschaftlichen Ergebnisse völlig außer Acht. Horrorszenarien von überfüllten Intensivstationen mit beatmeten Patienten und die Fixierung auf coronabedingte Todesfälle vermittelten nicht nur mir den Eindruck, schwere Covidverläufe seien die Regel. Ende des Jahres standen nur noch die „phantastischen“ Ergebnisse der Impfstoff-Zulassungsstudien im Fokus. Die Hersteller überboten sich mit Aussagen von bis zu 95-prozentigem, langanhaltendem Schutz vor Infektionen und sehr guter Verträglichkeit. Medien weltweit verkündeten begeistert: „Geimpfte stecken sich nicht mehr an!“

Für die Durchsetzung nicht erreichbarer Herdenimmunität durch Massenimpfungen waren die neuen Erkenntnisse kontraproduktiv. Statt Strategie und Maßnahmen an die Realität anzupassen, wurde von Politik und den Narrativ stützenden Leitmedien ein komplexes Glaubenssystem errichtet, das die anfängliche Fehleinschätzung in den Köpfen der Menschen aufrechterhalten sollte. Zu dieser Zeit waren bereits immense Summen in die Erforschung von Impfstoffen investiert und die ersten Verträge mit Herstellern abgeschlossen worden.

Um die breite Masse davon zu überzeugen, dass eine – derart von der Wirklichkeit abweichende – ideologische Vorstellung der Wahrheit entspricht, braucht es ein starkes Machtgefälle zwischen Regierung und Volk. Täuschungen kollidieren mit der Zeit aber immer auffälliger mit der Wahrheit, daher mussten die Mittel zur Durchsetzung rigider werden.

(…)

Wir sind zu blauäugig

Ein Experiment aus dem Jahr 1970 veranschaulicht den Einfluss von Autoritäten auf die Akzeptanz von irrationalen Meinungen und Diskriminierung offiziell negativ attribuierter Mitglieder einer Gruppe. Als Lehrerin schrieb Jane Eliott den braunäugigen Kindern einer Schulklasse positive Eigenschaften, wie höhere Intelligenz, zu und entwertete die Fähigkeiten der Blauäugigen. Mit erfundenen wissenschaftlichen Studien untermauerte sie den Glauben der Schüler an die willkürlichen Vorstellungen. Die privilegierte Gruppe behandelte sie respektvoll und freundlich, während sie die Blauäugigen wegen ihrer Fehler zurechtwies und demütigte. Beobachtet wurde eine signifikante Verbesserung der schulischen Leistung und des Selbstbewusstseins der Braunäugigen, während die Diskriminierten sich in beidem verschlechterten.

Obwohl die Blauäugigen offensichtlich ungerecht behandelt wurden, schritt kaum jemand aus der privilegierten Gruppe ein, um seine – vormals gleichberechtigten Mitschüler – zu unterstützen. Kleine Vorstöße von Zivilcourage wurden von der Autoritätsfigur brutal im Keim erstickt. Kaum einer stellte die Überzeugung, die Augenfarbe würde mit persönlichen Eigenschaften korrelieren, infrage. Die meisten Braunäugigen genossen ihre Machtposition sogar und waren gar nicht daran interessiert, die ursprüngliche Gleichberechtigung wiederherzustellen, während die Diskriminierten in depressive Resignation verfielen.

Eine ähnliche Dynamik ergab sich in der Corona-Krise: Die Ungeimpften wurden von Personen in öffentlichen Ämtern als asoziale Trittbrettfahrer, Pandemietreiber und Demokratiefeinde beschimpft. Die Wut auf die Minderheit nahm vor allem in den Medien zeitweise erschreckende Ausmaße an. Selbst einzelne Entgleisungen mit Zuschreibungen aus dem Nationalsozialismus, wie Ungeimpfte seien ein überflüssiger, zu entfernender „Blinddarm“ der Gesellschaft, blieben ohne Konsequenzen. Dabei richteten sich die moralisierenden Beschimpfungen immer gegen die Personen selbst – sogar gegen jene, die zwar geimpft waren, das diskriminierende Verhalten aber öffentlich kritisierten. Die vielfältigen rationalen Gründe für die Ablehnung der Impfung wurden in der „Debatte“ ignoriert.

Manche akzeptierten das politisch erschaffene Feindbild nur allzu gerne und sahen in den „Impfverweigerern“ die Verursacher verhasster Maßnahmen, der weiteren Ausbreitung des Virus und sogar von Todesfällen! Die meisten aber wurden zu schweigenden Mitläufern, um nicht selbst zum Opfer von Angriffen zu werden. Der Wille, sich von Macht habenden Autoritäten in regierungskonforme Masse und verfolgte Minderheit spalten zu lassen, ist in Deutschland ungebrochen – das hätte ich so nicht erwartet.

Zu glauben, dieses Vorgehen sei alleine auf die Situation der Corona-Krise zurückzuführen und kein systemisches Problem, ist allzu naiv. Offensichtlich soll der Bürger auch in seiner Meinung zum „richtigen“ politischen Vorgehen in Bezug auf den Krieg in der Ukraine und in der Energiepolitik in eine bestimmte Richtung gedrängt werden. Pazifismus gilt – ganz im Gegensatz zu früher – plötzlich als moralisch verwerfliche Abweichung vom Narrativ. Um zu den „Guten“ zu gehören, müssen wir das ukrainische Volk anfeuern, Putin „fertig“ zu machen. Wie viele Menschen aufgrund fehlender Bemühungen um diplomatische Lösungen, sterben, scheint niemanden zu interessieren. Dasselbe trifft auf die ideologische Energiepolitik zu, deren verheerende Auswirkungen auf die deutsche Industrie und den Mittelstand ein mediales Tabuthema darstellen.

mehr dazu:

https://multipolar-magazin.de/artikel/impfnoetigung-selbstbewusstsein

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