Publiziert am21. Februar 2023
von Christoph Pfluger
Die Führung des Westens braucht noch mehr Krise, um ihre Agenda durchzusetzen. Aber auch wir haben ein grossartiges window of opportunity.
Jetzt sollen also westliche Kampfpanzer die Wende bringen – 31 Abrams aus den USA, 14 Challenger aus Grossbritannien, 14 Leoparden aus Deutschland und einige mehr aus anderen Ländern, vielleicht 100, vielleicht 300, aber die Lieferung ist noch unsicher.
Betrachten wir diese neuste Wunderwaffe – nach den Javelins, den M777 Haubitzen und den HIMARS Raketenwerfern – zunächst rein quantitativ. Die rund 100 neuen westlichen Geräte machen 2,6 Prozent des ukrainischen Bestandes an Kampfpanzern zu Beginn der russischen Invasion aus. 2600 Stück waren es damals (Army Technology), von denen eine unbekannte Zahl zerstört wurden. 2,6 Prozent zusätzliche Feuerkraft aus Kampfpanzern – das kann nicht die Wende sein.
Noch drastischer ist der Vergleich mit den 12’400 Kampfpanzern, über die Russland Ende 2021 verfügte. Selbst wenn die Zahl der zerstörten und eroberten Panzer von 1661 (Oryx) stimmt, bleiben Russland immer noch 10’800 Stück, hundertacht mal mehr als die westliche Lieferung.
Gibt es wenigstens qualitative Vorteile? Die westlichen Geräte sind doch wesentlich besser als ihre russischen Gegenstücke – wenngleich die neusten russischen Entwicklungen in der Ukraine offenbar noch gar nicht eingesetzt wurden. Colonel Douglas Macgregor, eine der wichtigsten kritischen Stimmen aus den USA, begründet die amerikanische Zurückhaltung betreffend der Lieferung der Abrams mit der Sorge, der Panzer würde auf dem Schlachtfeld zu einer Blamage führen. Aber: Die Meinungen gehen auseinander.
Keine Meinungsverschiedenheiten gibt es jedoch bei der Ausbildung. 22 Wochen, fast ein halbes Jahr, dauert die Ausbildung der Besatzung eines Abrams, schreibt die US-Army selber, gemäss einer lesenswerten Analyse des Ex-US-Marinesoldaten Brian Berletic. («US to Send Abrams Tanks to Ukraine: Will it make any Difference?»).
(….)
Der Westen scheint von allen strategischen Geistern verlassen. Warum? Vielleicht hat wieder einmal die Politik über das Militär gesiegt. Immerhin erklärte der ranghöchste US-Militär Mark Milley bereits im November, die Ukraine werde kaum in der Lage sein, von Russland annektierte Gebiete dieses Jahr zurückzuerobern.
Im Klartext: Eine grössere Offensive ist unmöglich. Im Neusprech von Reuters heisst das dann, ein baldiger Sieg der Ukraine sei nicht wahrscheinlich. («Top U.S. general plays down probability of near-term Ukraine military victory»)
Warum begeht der Westen bewusst einen Fehler? Auf diese Frage gibt es eine naheliegende Antwort und eine bedrohliche, die vermutlich zutreffender ist.
Die naheliegende Antwort: Die Politiker können nach all den Proklamationen und Sanktionen gar nicht anders, als das Narrativ aufrechtzuerhalten und weiter Waffen in die Ukraine zu schicken, die dort Leben retten sollen. Ein Eingeständnis der Niederlage würde sie zu Verhandlungen mit Putin zwingen. Und der würde ihnen Bedingungen auferlegen, die sie augenblicklich das Amt kosten würde.
Vergessen wir nicht: Wir befinden uns in einer Phase des Krieges, in der es kein Pardon mehr gibt. Nicht nur der Westen will Russland als Macht zerstören. Auch Russland will mit dem «kollektiven Westen» nichts mehr zu tun haben. Die führenden Köpfe auf beiden Seiten haben jegliche Erwartung auf eine einvernehmliche Lösung verloren. Ein Ende des Krieges ist nur mit neuem Führungspersonal möglich, entweder in Russland oder im Westen.
Und jetzt zur bedrohlichen Antwort auf die Frage, warum die westliche Elite bewusst gravierende strategische Fehler begeht: Weil sie noch mehr Krise will, ja vielleicht sogar braucht.
Sie erinnern sich bestimmt, dass Klaus Schwab die Pandemie als «rare window of opportunity» bezeichnet hat, um unserer Welt einen «Reset» zu verpassen. Er weiss also, dass die hochverschuldete Welt einen Neustart braucht, von dessen Notwendigkeit nicht wenige Geldreformer seit langem überzeugt sind.
Eine fundamentale Krise wie die unseres Geld- und Wirtschaftssystems zu managen, ist ein höchst komplexes Unterfangen, ganz besonders, wenn die Leute am Kontrollpult ihre Absichten verschleiern müssen. Wenn so etwas ausser Kontrolle gerät, ist die einzige «Kontrolle» die Beschleunigung – in der Hoffnung, neue windows of opportunity mögen sich öffnen, die sich dann nutzen lassen.
Ich bin überzeugt, dass der Great Reset, der keineswegs nur Klaus Schwabs Idee ist, sondern der Plan der Hyperreichen, nicht nach Plan verläuft. Die Wirklichkeit verändert sich schneller und anders, als dies noch zu Beginn der Pandemie – «die seltene Gelegenheit» – erschien…..
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