30. Januar 2023
Timo Rieg
Eine Hamburger Wochenzeitung zieht Bilanz. Wenn die selbstkritische Aufarbeitung des größten Ausnahmezustands in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland so beginnt, dann steht noch viel Arbeit bevor.
„Unsere Corona-Fehler“ titelt die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit und lässt 20 Menschen, „die in der Pandemie eine wichtige Rolle spielten“, eingestehen, „wo sie falsch lagen – und was sie heute nicht mehr so machen würden“.
Wenn dies der Beginn einer selbstkritischen Aufarbeitung des größten Ausnahmezustands in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sein soll, dann steht noch sehr viel Arbeit bevor.
Die Ankündigung auf der Titelseite der Zeit-Printausgabe klingt vielversprechend:
Wo waren sie zu ängstlich, wo zu leichtsinnig? Wo haben sie übertrieben, wo weggeschaut? Bekenntnisse von Wissenschaftlern und Medizinern, Politikern und Journalisten – auch aus unserer eigenen Redaktion.Die Zeit, Ausgabe Nr. 5 vom 26. Januar 2023
Doch wie immer die Fragen genau formuliert waren, die veröffentlichten Antworten lassen bei vielen Akteuren nur eine sehr bescheidene Selbstkritik durchblicken. 20 Antworten stehen in der gedruckten Zeitung, zusammen mit fünf weiteren sind sie kostenpflichtig auch online zu finden.
Fehler, Meinungen, Fakten – und Modellierer
Am besten zum Beitrags-Titel „Da habe ich mich geirrt“ passt ausgerechnet der zu Corona sehr selbstbewusst polternde Frank Ulrich Montgomery (gerne fälschlich als „Weltärztepräsident“ vorgestellt). Denn der Ärzte-Lobbyist schreibt:
Mein zweiter Fehler war der Glaube, mit Impfungen Herdenimmunität erzeugen zu können und dass Impfungen frei von Nebenwirkungen wären.Prof. Frank Ulrich Montgomery, Radiologe
Auch wenn es sich um zwei Fehler handelt, aber hier gibt jemand tatsächlich zu, Unfug geredet zu haben. Wie immer er zu dem Glauben kam, ein Arzneimittel könne nur und genau eine gewünschte Wirkung entfalten, ohne jede weitere Folgewirkung, aber es ist ein klares Eingeständnis.
Das Problem freilich war nicht Montgomerys Glaube – der ist in Deutschland frei –, sondern die Darstellung dieses Glaubens als Wissenschaft, als Tatsache. Und diese Verwechslung zieht sich durch viele der 25 angeblichen Fehlergeständnisse…..
mehr dazu bei :
https://www.telepolis.de/features/Unsere-Corona-Fehler-7474559.html?seite=all
Unvorhandener Winzling
646 Beiträge seit 31.12.2018
30.01.2023 11:40
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Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert
Es ist immer leicht, rückblickend das Vorgehen in kritischen Momenten zu analysieren. In der Psychologie nennt man dies schlicht und ergreifend Rückschaufehler.
Aus vielen Gesprächen und Mails weiß ich, dass an vielen Stellen in Verwaltung und auch in der Arbeitswelt bis über das Maß des Erträglichen gearbeitet wurde. Wer in einem Krisenstab Entscheidungen treffen muss, weiß auch, dass er keine perfekte Entscheidung treffen kann. Bis zu diesem Punkt mache ich niemandem einen Vorwurf.
Das Problem ist aber, dass diese Prozesse in eine Phase geraten sind, an dem Vernunft und logisches Denken auf der Strecke geblieben sind und wo der Ansatz, die perfekte 100%-Lösung im Umgang mit Corona zu finden, eben den Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen pflasterte.
Ein Beispiel: Ein Zusammenschluss von Aerosolforschern hat unter Aufbietung sämtlicher Publikationswege der Bundesregierung aufgezeigt, dass Maskenverbote im Freien Quatsch sind. Das wurde stumpf ignoriert, es gab dazu nicht eine Stellungnahme! Ja, es hat sich irgendwer gedacht: 0,05% der Corona-Infektionen finden in Fußgängerzonen statt, da muss man doch was tun. Ja, und dann führt dies Stadt A ein, und plötzlich ziehen alle anderen Städte mit, weil sie sich nicht den Vorwurf gefallen lassen wollen, nichts gegen Corona zu unternehmen.
Hier gilt es, die Lupe draufzuhalten, die Wirkmechanismen der Maßnahmeneskalation aufzuzeigen und für die Zukunft zu lernen!
Ähnlich war es auch, als die Stadt Jena als erste Stand in der Bundesrepublik Maskenpflicht im ÖPNV einführte. Plötzlich zogen alle nach. Wie lange es dauert, bis so etwas zurückgenommen wird, konnten wir ja alle sehen und können es endlich am Donnerstag feiern.
Vorschlag, wie man so etwas in Zukunft besser machen kann: Gebt der Bevölkerung mehr Eigenverantwortung, schafft Meldewege für Unzufriedenheit mit Maßnahmen, sorgt für Dialog. Wenn ich im Juni 2020 auf einem leeren Bahnsteig in einem Provinzbahnhof gezwungen werde, eine Maske zu tragen, und ich das niemandem sagen kann, dann führt das zu Ohnmacht und Wut.
Was dringend noch juristisch aufgearbeitet gehört: Der Umgang mit Ungeimpften. Impfung ist eine freiwillige Entscheidung, und wegen einer freiwilligen Entscheidung darf niemand diskriminiert werden. Das sage ich aus Überzeugung, und so habe ich mich auch in der Hochphase der Impfhysterie verhalten. Aber all die, die das nicht gemacht haben, und heute wieder vom Hochhalten der Werte schwafeln, sei es bei der Ukraine, die unsere Werte verteidigt oder sei bei einen Fußballer, der auf der arabischen Halbinsel eine bunte Armbinde trägt, sind bei mir unten durch.
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burnouter
54 Beiträge seit 13.08.2021
30.01.2023 09:28
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Ausgerechnet die Zeit
Christian Vooren von Zeit Online hat es in einem unterirdischen Hetzartikel für nötig gehalten, dass „ein scharfer Keil“ die Gesellschaft spaltet, um „den gefährlichen vom gefährdeten Teil“ zu trennen. Er muss „richtig und tief eingeschlagen“ werden.
Wenn Verbrecher ihre Verbrechen selbst aufklären, ist das Vertuschung.
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FUHDE
12 Beiträge seit 26.01.2023
30.01.2023 08:34
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Ist doch egal…
Klar kommen jetzt ein paar „Mea culpa“ und es werden ein paar kleinere Fehler zugegeben…
Persönliche Konsequenzen zieht keiner und letztendlich werden sich alle damit herausreden, dass sie es nicht besser wissen konnten…
Im ersten Jahr der Pandemie, 2020, war alles neu für uns. Damals gab es den eindeutigen Rat aus der Wissenschaft, die Schulen zu schließen. Ich denke, das war angesichts dessen, was wir damals wussten, auch in Ordnung.
Michael Kretschmer, CDU, Ministerpräsident Freistaat Sachsen
Schon vor den ersten Schulschließungen, zeitnah zu Söders „Du willst doch Deine Großeltern nicht umbringen“-Ansprache zu einem Kind, gab es div. Fachleute, die eindeutig gesagt haben, dass Kinder weder „Pestratten“ noch besonders gefährdet sind (im Gegenteil), mit anderen Worten, es gab durchaus einige berufene Gegenstimmen mit guten Gründen gegen Schulschließungen usw.
Nur ein Beispiel von vielen, bei denen nur auf die „genehmen“ Wissenschaftler gehört und mitnichten ergebnisoffen diskutiert wurde.
Und was hier auch völlig untergeht:
Die Gesetze, Regelungen und Einschränkungen der Bürgerrechte bzw. die Möglichkeit dazu wurde nicht abgeschafft.
Das Infektionsgesetzt wurde massiv verschärft und wurde verstetigt, nicht angepasst oder wieder auf ein (mMn) GG-konformen Stand zurück gebaut.
Mit anderen Worten: Es kann weiterhin mit jeder saisonalen Grippe der „medizinische Notstand“ ausgerufen und damit Grundrechte kassiert/eingeschränkt werden.
Und das wird sich auch nie wieder ändern.
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