Vasallen eines Imperiums

Wenn man derzeit die Nachrichten einschaltet, wird uns in großen Schlagworten immer wieder erklärt, dass Putin und Russland aus „moralischen“ Gründen den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen dürfen. Putin wolle das Sowjetreich wieder errichten, er würde als nächstes das Baltikum, Polen oder gar Deutschland angreifen, wenn man dem finsteren Kreml-Herrscher nicht in der ukrainischen Steppe Einhalt gebieten könne.
Kein Superlativ scheinen Politik und Medien derzeit ausreichend zu sein, um die Bösartigkeit und die Finsternis der Russen im allgemeinen und Putin im Besonderen passend zu umschreiben. Die dabei benutzte Sprache erinnert einen mit kaltem Schaudern an eine Zeit, die wir doch alle längst hinter uns wähnten und die wir nur aus den Geschichtsbüchern und Dokumentationen zu kennen glaubten.
Und überhaupt, die heilige Ukraine – die vor dem Beginn des Krieges noch das korrupteste Land Europas war – verteidigt nun unsere westlichen Werte, wie Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und vor allem unsere überlegenen moralischen Vorstellungen.
Sind das die gleichen „moralischen“ Vorstellungen und Werte, die uns daran hindern, mal nachzufragen, was Kiew seit 2014 in den östlichen Provinzen des Landes so getrieben hat?
Und apropos Korruption, was ist mit den Korruptionsfällen in Brüssel? Dutzende von Abgeordneten stehen oder standen unter dem Einfluss eines der größten Pharmakonzerne der Welt, der mit Hilfe dieser korrupten Politiker den Kauf von Impfstoffen im Wert von Dutzenden von Milliarden Euro durchgedrückt hat. Andere haben Gelder von Ländern wie Katar erhalten und konnten mal eben so 600.000 Euro in bar zu Hause bunkern – das sind wohlgemerkt die gleichen EU-Politiker, die uns Normalbürgern das Bargeld wegen Korruption verbieten wollen.
Oder was ist mit der Selbstbedienungsmentalität im ÖRR? Wo sogar die Aufarbeitung dieser Fälle durch die Anwälte weitere Millionen verschlingt?
Was ist mit dem, was die USA und die NATO seit 1991 so alles in der Welt getrieben haben, in Ex-Jugoslawien, in Afghanistan, im Irak, in Syrien, in Libyen und so weiter?
Sind das alles Beispiele für unsere berühmten, westlichen Werte?
Ach ja, das darf man ja heutzutage nicht mehr fragen, von wegen „Delegitimierung des Staates“ und so.
Gut, lassen wir das Thema mal beiseite und fragen uns ganz objektiv, ob dieser Krieg im deutschem Interesse liegt.
Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Nein, der Krieg liegt nicht in unserem Interesse, im Gegenteil, alleine wirtschaftlich betrachtet erwachsen uns aus ihm enorme Nachteile, von der Gefahr einer ungewollten oder vielleicht auch gewollten Eskalation mal ganz abgesehen.
Warum also beteiligen wir uns – mehr oder weniger direkt – an diesem Krieg?
Der Grund ist ebenso banal, wie er bitter aufstößt: Die deutsche Ampel-Regierung hat sich fast bedingungslos den Vorgaben der USA unterworfen. Herr Robert Habeck (Grüne) verschweigt diese Tatsachen nicht einmal, er hat es selber gesagt, als er im März 2022 in Washington war: „Je stärker Deutschland dient, umso größer ist seine Rolle.“
Wie kommt es also, dass sich unsere Politiker ohne nachzudenken den USA an den Hals werfen?

Um das zu verstehen, muss man die Historie betrachten, denn schon die alten Imperien dieser Welt konnten ihre Gebiete nicht allein mit militärischer Macht erobern und halten. Um diese Gebiete zu verwalten und zu kontrollieren benötigten sie regionale Herrscher, die in ihren Namen diesen Dienst versahen. Sie machten diese eingesetzten Herrscher von sich abhängig und sorgten für ständige Rivalitäten unter ihren Vasallen, damit keiner davon zu mächtig und somit eine Gefahr werden konnte. So gelang es z.B. den Römern, über hunderte von Jahren ihr Imperium aufrecht zu erhalten. Auch die Briten haben während ihrer Kolonialzeit auf diese Weise mit wenigen tausend Soldaten ganz Indien beherrschen können. Dieses alte und bewährte Erfolgsrezept haben die Römer erschaffen und nannten es „divide et impera“, bei uns bekannt unter „teile und herrsche“. Die USA haben diese Technik übernommen und noch verfeinert, indem sie internationale Organisationen gründeten, in denen allein sie das Sagen haben. Ihren Vasallen geben sie in diesen Organisationen zwar das Gefühl, nach eigenem Gutdünken entscheiden zu können, jedoch wird am Ende immer der Willen der USA umgesetzt. Die wirtschaftliche Macht der IWF oder der Weltbank, mit denen kleine Länder unter Druck gesetzt werden können, wird von direkt den USA kontrolliert. Sie entscheiden, welches Land z.B. einen Kredit erhält und welches nicht und können so praktisch jedem Land ihren Willen aufzwingen.
Wir Europäer sehen uns selbst gerne als Verbündete und Partner der USA, während die eiskalten Geopolitiker in Washington uns als „tributpflichtige Vasallen“ bezeichnen – es gab sogar mal eine Sendung im US-Fernsehen, in der das wortwörtlich so ausgesprochen wurde. Für diesen Vasallen-Status gibt sogar einige Hinweise, so bezahlen wir immer noch die Besatzungskosten der USA in Deutschland. Heute nennt man es „Kosten für die Stationierung von NATO-Truppen“, diese Bezeichnung wurde in den 1950er Jahren eingeführt, weil die Deutschen so langsam gegen das Wort „Besatzung“ rebellierten und die Kosten für fremde Soldaten auf ihrem Boden nicht mehr tragen wollten. In der Bundesrepublik weiß die Regierung angeblich nicht, wie viel Geld wir für die Anwesenheit der US-Truppen bezahlen „dürfen“, weil die Kosten so sehr auf Bund, Länder und Gemeinden verteilt werden, dass scheinbar niemand in der Lage ist, diese mal zusammenrechnen.
Oder nehmen wir Nordstream 1 und 2: Die USA wollten nicht, dass diese Pipelines benutzt werden und kündigten an, sie würde Mittel und Wege finden, sich darum zu kümmern. Sind das die Worte, die Verbündete und Partner im Umgang miteinander gebrauchen würden, oder erinnert das vielmehr an ein alles beherrschendes Imperium, dass mit seinen Vasallen spricht?
Wie auch immer, irgendjemand hat offenkundig Mittel und Wege gefunden, sich um NS1 und 2 zu „kümmern“.
Solange die europäischen Politiker – gleich den Vasallenkönigen im alten Rom oder im britischen Empire – aus der Zusammenarbeit mit den USA persönliche Vorteile ziehen können, wird sich daran auch nichts ändern. Das geht so weit, dass inzwischen in Deutschland niemand mehr die Frage stellt, was eigentlich mit den Nordstream-Pipelines geschehen ist. Das Thema wurde medial begraben und vergessen.
Deshalb beschwert sich auch niemand darüber, dass die Herren Selenskyi und Melnyk alle möglichen Waffensysteme von Deutschland verlangen, was seit neustem U-Boote, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge einschließt, sondern bemüht sich, diesen Forderungen nach Möglichkeit nachzukommen. Was das für Folgen nach sich ziehen kann, spielt dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) brachte es in einem Interview auf den Punkt, als sie sagte, dass es ihr gleich wäre, wie die deutschen Wähler ihre Politik und deren Folgen fänden.

Doch hierbei stehen nun einmal die harten Fakten der Realität dem Willen der Grünen für weitere Waffenlieferungen im Wege, denn bei der Bundeswehr fährt, fliegt, schwimmt oder schießt so gut wie gar nichts mehr. Ein Beispiel: Anfang der 2000er Jahre betrug die Zahl der einsatzfähigen Leopard 2-Kampfpanzer bei der Bundeswehr rund 2.000 Stück; wenige Jahre waren es nur noch 225, knapp ein Zehntel des vorherigen Bestandes. Wohin sind eigentlich die Gelder geflossen, die durch den Verkauf der ca. 1.800 einsatzfähigen Leopard 2-Panzer erzielt wurden? Bei der Bundeswehr sind sie jedenfalls nicht gelandet. Ironischerweise ist die Bundeswehr damit exakt das Spiegelbild unseres Landes: Nicht mal mehr ansatzweise funktionsfähig. Und nun soll Deutschland diese kläglichen Überreste an funktionierender Ausrüstung auch noch an Kiew abgeben, um im schlimmsten Falle gänzlich unbewaffnet dazustehen? Dann bliebe uns nur noch, unsere Soldaten mit einer Flasche Wodka, Salz und Brot in der Hand an den Straßenrand zu stellen, um den russischen Truppen beim Einmarsch zuzuwinken; diese Aktion würde wenigstens ihre Leben verschonen.
Wenn man den mehr als unglücklichen Ukraine-Krieg realistisch betrachtet, ist eine Niederlage der russischen Föderation keine Option, zumal Russland über eine hochmoderne Armee verfügt und es sich darüber hinaus auch noch um eine Atommacht handelt. Die NATO hat bisher immer nur gegen weit schlechter ausgerüstete und ausgebildete Gegner gekämpft, von denen kein einziger über Atomwaffen verfügte – und dennoch hat die NATO in den meisten Fällen verloren, siehe das bittere Ende des Kapitels in Afghanistan.
Herr Selensky mag vielleicht anfangs davon geträumt haben, als triumphierender Sieger in den Kreml einzuziehen – besonders, nachdem ihm im Vorfeld des Krieges immer wieder versichert wurde, die NATO würde zu seinen Gunsten in einen Konflikt eingreifen -, aber davon haben ein Franzose und ein Österreicher auch schon einmal geträumt und das Ergebnis dieser Unternehmen dürfte allgemein bekannt sein. Zudem ist Herrn Selensky inzwischen bewusst geworden, wie abhängig er – als lokaler Herrscher – von den USA ist, denn nur der stetige Zustrom von Waffen, Geld und sogenannten „Freiwilligen“ – die offiziell aus den verschiedenen NATO-Armeen ausgetreten und in die Ukraine gekommen sind, um dort gegen die Russen zu kämpfen -, verhindert derzeit den totalen Zusammenbruch seiner Streitkräfte. Nur mit Unterstützung der US-Amerikaner kann er sich noch an der Macht halten, denn verschiedene Putschversuche gegen ihn konnten mit aktiver Hilfe der NATO in letzter Sekunde verhindert werden. Herr Selensky weiß also, dass er in seiner aktuellen Lage nur noch eine Handpuppe der USA ist – mit allen daraus für die Ukraine noch resultierenden Folgen.
Kiew kann und wird diesen Stellvertreterkrieg nicht gewinnen, das wissen auch die federführenden US-Strategen. Generalstabschef Milley hat öffentlich geäußert, dass er einen Sieg der Ukraine für äußerst unwahrscheinlich hält, sofern die NATO nicht doch noch direkt interveniert.
Warum also liefert man also weiter Waffen und möchte keine Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau zulassen, die dem gegenseitigen Töten womöglich ein baldiges Ende setzen könnten?
Brigadegeneral Erich Vad (früherer Berater von Frau Merkel und gewiss kein Russlandfreund) kritisierte, dass sich die deutsche Außenpolitik fast nur noch auf die Lieferung Waffen und Aufrüstung konzentriert, obwohl ihre Hauptaufgabe doch die Diplomatie sei, also zu versuchen, mit Verständigung und Interessenausgleich einen Frieden zu ermöglichen. Und mit dieser Aussage hat der gute General völlig recht, es scheint hier bei uns im Westen niemand wirklich Interesse daran zu haben, den Krieg anders zu entscheiden, als auf dem Schlachtfeld.

Doch die US-Neocons sind offensichtlich nicht daran interessiert, diesen Krieg jetzt schon zu beenden, dazu haben sie ihn schließlich nicht jahrelang sorgsam vorbereitet und schlussendlich provoziert. Sie wollen Russland mit einem langen Krieg zermürben und schwächen und zugleich dem eng mit ihnen verbandelten militärisch-industriellen Komplex dauerhaft satte Aufträge und Profite sichern.
Ferner ist das Ziel, die europäischen Verbündeten endgültig auf ihren jämmerlichen Vasallenstatus festzulegen, damit sie den überschuldeten USA ökonomisch und finanziell Tribut zollen. Des Weiteren wollen die USA verhindern, dass sie ihren Status als alles beherrschende und einzige Weltmacht verlieren – wenn man jedoch auf dem Gipfel der Macht steht, dann führt eben jeder Weg nur noch nach unten.
Hinzu kommt, dass sich weitere Regionalmächte anschicken, die Weltherrschaft der USA in Frage zu stellen. Zu nennen wären da etwa Indien, Südafrika oder auch Brasilien. Südafrika und Brasilien sind mit Russland, China und Indien über das Forum der „BRICS“-Staaten wirtschaftlich und politisch eng verbunden (Die Abkürzung „BRICS“ steht für die Anfangsbuchstaben der fünf zugehörigen Staaten). Wir werden in absehbarer Zukunft noch erleben, dass die gleichen Äußerungen und Anklagen, die derzeit gegen Russland und China vorgebracht werden, auch bei diesen Mächten zur Anwendung kommen. Im Falle Indiens ist das bereits geschehen, weil sich das Land weigert, die Sanktionen gegen Russland mitzutragen.
Auch hier war es unsere Außenministerin Annalena Baerbock, die sich hervortat, indem sie Indien verbal scharf angriff.
Der Blick auf eine beliebige Europakarte zeigt uns, dass Deutschland fast im Zentrum des Kontinents liegt und somit natürlich für alle globalen Player von großem Interesse ist. Unser Land wird derzeit in dem Stellvertreterkrieg zwischen Russland auf der einen und den USA auf der anderen Seite zerrieben, die Folgen und die Kosten dafür müssen wir Bürger begleichen.
Traurig daran ist, dass die USA tatsächlich einmal für die Werte eingestanden haben, die heute nur noch zu hohlen Propagandaphrasen verkommen sind. Aber man muss auch erkennen, dass Amerika derzeit nicht dazu geeignet sind, die freie Welt anzuführen, denn die heutigen USA sind nicht mehr jene USA, die den kommunistischen Ostblock nach langem Machtkampf friedlich niedergerungen haben. Heute sind sie ein Imperium, dass mit aller Gewalt an seiner Macht und an seinem privilegiertem Status festhalten möchte. Doch das Rad der Geschichte dreht sich unaufhörlich weiter, Imperien steigen auf und zerfallen wieder. Diese Erfahrung mussten in der Vergangenheit bereits die Römer, die Perser, die Inkas und viele, viele andere Reiche machen. Der Abstieg eines jeden Imperiums ist früher oder später unvermeidlich. Wie uns die Erfahrung lehrt, schlagen viele Imperien in dem verzweifelten Bemühen, an ihrer gewohnten Macht festzuhalten, wie ein Riese wild um sich und zerschmettern dabei alles, was ihnen zu nahe kommt. Man kann nur hoffen, dass die USA bei dem Versuch, an ihrer Macht festzuhalten, nicht den dritten Weltkrieg auslösen.
Es wird Zeit, dass sich die Vasallen auf ihre Wurzeln besinnen, sich von ihrem krank dahin siechenden Herrscher lösen und wieder ihre eigenen Interessen verfolgen. Denn sonst besteht die große Gefahr, dass der Riese uns in seiner blinden Wut zerschmettert.

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