„Ungeimpfte als Störer und als gefährlich wahrgenommen“ Erschreckende Innenansichten eines Kripo-Beamten
VERÖFFENTLICHT AM 04. Nov 2022
Vor kurzem waren hier die erschütternden Innenansichten aus der Polizei von einem Kommissar zu lesen, der nach 27 Jahren im gehobenen Dienst in der Hauptstadt berichtete. Auf das Interview hin meldeten sich weitere Polizisten bei der Autorin Sophia-Maria Antonulas und lieferten interessante Stimmungsbilder aus der Behörde. Lesen Sie hier die Innenansichten von Simon Berg (Name geändert). Er arbeitet seit 25 Jahren als Kriminalbeamter in Berlin. Im Interview spricht er über Diskriminierung, Zweifeln an Beruf(ung) und das Phänomen „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“. Antonulas spricht die Berliner Polizei inzwischen übrigens ab, dass sie Journalistin ist, und weigert sich deshalb, ihre Presseanfragen zu beantworten. Die Polizei behauptet, dies habe nicht mit ihren Polizisten-Interviews zu tun.
Ein Gastbeitrag von Sophia-Maria Antonulas (Text) und Tilo Gräser (Bild):
FRAGE: Polizisten geraten im Zusammenhang mit Diskriminierung immer wieder in die Schlagzeilen. Ist das denn wirklich ein Problem bei der Berliner Polizei?
SIMON BERG: Die Behörde ist groß. In meinem Umfeld beobachte ich allerdings keine diskriminierenden Einstellungen oder Verhaltensweisen aufgrund des Geschlechts, Religion oder der ethnischen Herkunft. Jeder Polizist sollte grundsätzlich verstanden haben und dafür sensibilisiert sein, dass Toleranz und Abwesenheit von Diskriminierung grundlegend für eine friedliche, gerechte und freiheitliche Gesellschaft sind. Es gibt in der Behörde viele, teils verpflichtende Fortbildungen zur Diskriminierungs-Thematik. Eigentlich sollte das aber auch ohne solche Schulungen in einem gesunden Bauchgefühl verankert sein.
Erstaunlicherweise sind viele Kollegen gleichzeitig blind für intolerante bis diskriminierende Haltungen und Vorgehensweisen, die im Rahmen der Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen Einzug gehalten haben. Ungeimpfte, die natürlich als Gruppe identifizierbar sind, mussten im vergangenen 2G-Herbst und -Winter diverse harte Ausgrenzungen erdulden: Testverpflichtungen, Ausschluss vom alltäglichen Leben, wie Einkäufe im Einzelhandel, Friseur – gehört zur Körperpflege –, Besuch von Kulturveranstaltungen, Sportstätten, oder erschwerte Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Ich kenne Personen, die sich unter Druck und gegen ihre Überzeugung haben impfen lassen, weil ihnen gedroht wurde, sonst ihren Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft oder in Arztpraxen zu verlieren.
Gleichzeitig – und das finde ich besonders verwerflich – gab es medial und seitens der Politik viele emotional vorgetragene Forderungen, Ungeimpften, die als asozial, unsolidarisch, gefährlich bezeichnet wurden, »das Leben schwer« zu machen und Schlimmeres. Kritikern und kritischen Organisationen wurden Konten gekündigt, kritische Beiträge wurden zensiert. Es wurde ein gesellschaftliches Klima geschaffen, das natürlich etwas mit dem Gefühl und der Meinungsbildung der Menschen macht, und das macht auch vor Kollegen innerhalb der Polizei nicht Halt. Entsprechende verbale Angriffe kamen auch von einigen Kollegen, denen der Impfstatus der anderen bekannt war. Der wurde nämlich erhoben, und es war erkennbar und auch Gesprächsthema, wer sich täglich mit Tests »ausweisen« muss, um überhaupt Zugang zu seinem Arbeitsplatz zu bekommen. Solchen attackierenden Kollegen würde ich zugutehalten, dass sie wirklich Angst vor der Krankheit hatten. Andere machten Ungeimpfte für die Lockdowns und weitere Einschränkungen verantwortlich. Egal, was die Motivation dieser Kollegen war, sie entbindet nicht von der Verantwortung, sich sachgerecht und umfassend zu informieren und das eigene Verhalten im Griff zu haben…..
mehr dazu:
https://reitschuster.de/post/ungeimpfte-als-stoerer-als-gefaehrlich-wahrgenommen/