Wie die Krisen von Covid-19 bis Putin-22 vom Zusammenbruch des Wirtschaftssystems ablenken sollen

Die Corona Krise und der Ukraine Krieg haben gemeinsame ökonomische Wurzeln. Das Wirtschaftssystem des Kapitalismus zerbricht an seinen inneren Widersprüchen. Um davon abzulenken, braucht es immer größere Krisen, durch Angst und Panik sollen die Menschen abgelenkt werden und teils diktatorische politische Maßnahmen wie Lockdowns, Impfzwang oder Frieren für den Krieg ermöglicht werden.

Wir wissen mittlerweile zweifelsfrei, dass das Coronavirus, das den Namen SARS-CoV-2 erhielt, schon mindestens ein Jahr vor Ausrufung der Pandemie durch die WHO unterwegs war und Menschen infiziert hat. Wir wissen auch aus den Erkenntnissen der Internationalen Beobachtermission der OSZE, dass durch massive Verletzungen der Waffenruhe durch ukrainische Truppen Russland förmlich gezwungen wurde zum Schutz der russischen Bevölkerung militärische Schritte zu unternehmen.

Seither wird weiter an der Eskalationsspirale gedreht und mit dem Terroranschlag auf die Nord Stream Pipelines ist für weitere krisenhafte Entwicklungen im Winter 2022/2023 gesorgt.

Die ökonomischen Gründe legt Professor Fabio Vighi neuerlich in einem Artikel mit dem Titel „Pause for Thought: Money without Value in a Rapidly Disintegrating World“ (Pause zum Nachdenken: Geld ohne Wert in einer sich rasch auflösenden Welt) dar, der in The Philosophical Salon erschienen ist.

Pause for Thought: Money without Value in a Rapidly Disintegrating World

Die Beschleunigung des „Notfallparadigmas“ seit 2020 hat einen einfachen, aber weithin verleugneten Zweck: den sozioökonomischen Zusammenbruch zu verbergen. Im heutigen Metaversum sind die Dinge das Gegenteil von dem, was sie zu sein scheinen. Bei der Eröffnung von Davos 2022 machte IWF-Direktorin Kristalina Georgieva die Pandemie und Putin für das „Zusammentreffen von Katastrophen“ verantwortlich, mit dem die Weltwirtschaft jetzt konfrontiert ist. Das ist keine Überraschung. Davos selbst ist keine Verschwörungszentrale, sondern das Sprachrohr der zunehmend panischen Reaktionen der Eliten auf unüberschaubare systemische Widersprüche. Die Davoser verstecken sich inzwischen hinter Lügen wie ein Haufen nervöser Kinder. Während sie uns weiterhin erzählen, dass der kommende Einbruch die Folge globaler Widrigkeiten ist, die die Welt überrumpelt haben (von Covid-19 bis Putin-22), ist das Gegenteil der Fall: Die abstürzende Wirtschaft ist die Ursache für diese „Unglücke“. Was uns als äußere Bedrohung verkauft wird, ist in Wirklichkeit die ideologische Projektion der inneren Begrenzung und der fortschreitenden Zersetzung der kapitalistischen Modernität. Systemisch gesehen hält die Notsucht den komatösen Körper des Kapitalismus künstlich am Leben. Der Feind wird also nicht mehr konstruiert, um die Expansion des Empire zu legitimieren. Stattdessen dient er dazu, den Bankrott unserer schuldengeplagten Wirtschaft zu verschleiern.

Seit dem Fall der Berliner Mauer hat die Entfaltung des vollen Potenzials des Kapitals, auch bekannt als Globalisierung, nach und nach die eigenen Möglichkeiten des Kapitals untergraben. Die Antwort auf diese implosive Entwicklung war schließlich die Entfesselung globaler Notlagen, die immer dauerhafter sein müssen und durch immer größere Injektionen von Angst, Chaos und Propaganda ergänzt werden. Wir alle erinnern uns, wie alles um die Jahrtausendwende begann, mit Al-Qaida, dem „globalen Krieg gegen den Terror“ und Colin Powells winzigem Fläschchen mit weißem Pulver. Daraufhin folgten die Taliban, der Islamische Staat, Syrien, die nordkoreanische Raketenkrise, der Handelskrieg mit China, Russiagate und schließlich COVID-19 – in einem Crescendo der Gefühle. Nun scheint sich ein neuer Kalter Krieg anzubahnen, vielleicht die Mutter aller Notfälle. Der elementare Grund für diesen Verlauf der Ereignisse ist, dass das System, je näher es dem Zusammenbruch kommt, umso mehr exogene Krisen benötigt, um die Bevölkerung abzulenken und zu manipulieren, während es seinen Untergang hinauszögert und den Boden für seinen autoritären Wechsel bereitet.

Die Geschichte lehrt uns, dass Imperien, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch stehen, zu repressiven Regimen des Krisenmanagements erstarren. Es ist kein Zufall, dass unser Zeitalter der seriellen Notfälle mit dem Platzen der „Dot-Com-Blase“ begann – dem ersten globalen Marktcrash. Ende 2001 waren die meisten technologielastigen Unternehmen pleite, und im Oktober 2002 war der Nasdaq-Index um 77 % gefallen, was die strukturelle Schwäche einer „neuen Wirtschaft“ offenbarte, die von Schulden, kreativer Finanzierung und dem Ausbluten der Realwirtschaft angetrieben wurde. Seitdem wurde die Simulation von Wachstum durch die Inflation von Finanzwerten durch die Herstellung globaler Bedrohungen geschützt, die von den Medien gebührend verpackt und verkauft wurden. In Wahrheit ging es beim Aufstieg der „New Economy“ in den späten 1990er Jahren weniger um das Internet als um die Schaffung eines riesigen Apparats zur Simulation von Wohlstand, der ohne die Vermittlung von Massenarbeit funktionieren sollte. Damit war der Weg frei für die neoliberale Ideologie des „beschäftigungslosen Wachstums“ – die von der Linken enthusiastisch vertretene Illusion, dass eine Finanzblasenwirtschaft ein neues kapitalistisches Eldorado entfachen könnte. Obwohl diese Illusion nun vor unseren Augen zerplatzt ist, scheint niemand den Wunsch zu haben, sie anzuerkennen.

Seit das Virus eingeschritten ist, um die Notstandsbarriere noch höher zu legen (bevor er pausiert und möglicherweise für einen späteren Einsatz wieder aufgeladen wird), sind wir wieder bei den gleichen alten Finanzmanövern angelangt. Auch wenn die brandneue Infektion des Westens Russland heißt – nicht zuletzt wegen seiner nachgewiesenen historischen Vergangenheit (UdSSR) -, ist es von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass die überstürzte Feindbildung und Panikmache jetzt verzweifelt ist, da sie auf der aggressiven Leugnung des strukturellen Versagens beruht. Wie ein Virus schirmt uns der Ukraine-Krieg vor dem wahren Horror des totalen sozialen Zusammenbruchs durch Schulden und Börsencrash ab. Diese perverse Situation muss zu ihrer eigentlichen dialektischen Schlussfolgerung weiterentwickelt werden: Die einzige Möglichkeit, der zerstörerischen Abfolge von Notfällen ein Ende zu setzen, besteht darin, der selbstzerstörerischen kapitalistischen Logik ein Ende zu setzen, die sie nährt.

Nach dem Zusammenbruch der letzten Periode der Mobilisierung der Massenarbeit – dem fordistischen Boom der Nachkriegszeit – ist der Kapitalismus in seine endgültige Krise eingetreten, in der das fiktive Geld immer mehr vom durch die Arbeit vermittelten Wert abgekoppelt wird. Bereits in den 1980er Jahren führte die unumkehrbare Erosion der Arbeitssubstanz des Kapitals, ausgelöst durch die Dritte Industrielle Revolution (Mikroelektronik), zu einem transnationalen Kredit- und Spekulationssystem, das schnell alle Formen des Geldkapitals durchdrang. Diese gespenstische Geldmasse ist durch Selbstbefruchtung immer weiter gewachsen, so dass – wie u.a. Robert Kurz bereits dargelegt hat -[i] nur ihre künstliche Ausweitung die Mobilisierung von Liquidität in der realen Welt ermöglicht. Das Wirtschaftswachstum in den 1990er Jahren wurde durch einen „Recycling-Mechanismus“ angeheizt, bei dem die Nachfrage, die Kaufkraft und die Produktion von Waren und Dienstleistungen durch gefälschtes (spekulatives) Geld gestützt wurden. Die Realwirtschaft basierte nicht mehr auf Arbeitseinkommen und -erträgen, sondern wurde durch Preisspekulationen auf Finanzanlagen angetrieben – Haufen von fiktivem Geld ohne Wertsubstanz. Dieser Kreislauf der Pseudoakkumulation, der darauf beruht, dass Finanzliquidität in Produktion und Konsum zurückfließt, ist das bestimmende Phänomen unseres schuldengetriebenen, inflationären „Notkapitalismus“. Zwangsläufig stützen immer größere Mengen fiktiven Kapitals die Produktion, so dass ein wachsender Anteil der realen Akkumulation am Spekulationsprozess teilnimmt…..

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Veröffentlicht von Huxley

Handwerker, Steuerzahler, Spaziergänger, Demonstrant, Aktivist

Ein Kommentar zu “Wie die Krisen von Covid-19 bis Putin-22 vom Zusammenbruch des Wirtschaftssystems ablenken sollen

  1. Zitat:

    Dr. med. Veronika Rampold
    30. September 2022 at 18:37Antworten

    Meine Wenigkeit hat eine einfache eigene Theorie über den Konsumkapitalismus der letzten Dekaden.
    Sie lautet:

    Das System der WAchstumswirtschaft begrenzt sich selbst durch die Bedürfnisse der Menschen.
    Hat die Mehrheit alles Notwendige und Nützliche, wird der Kapitalismus dysfunktional.

    Zunächst kann man die aufscheinenden Widersprüche durch Werbung, Kaufidolatrie, verdecken.
    (dAs klappte verdammt lang, ich hätte nie geglaubt, dass der Zauber 60 Jahre – vom Wirtschaftswunder bis 2020 – wirken würde. Aber zuletzt hatten normale europäische Bürger alles doppelt und dreifach und die Dachböden und Keller waren ebenso voll wie die Wohnungen. Wozu dann noch kaufen? Ich bin überzeugt, viele waren um die Einschränkungen in den letzten 2 Jahren, die sie zB via home office oder Partyverbot von der Belastung des sichschönmachens und teuereinkleidens erlöste, heimlich FROH! Aus der Konsumfreude ist doch spätestens in den 2000ern Konsumzwang geworden…)

    Sobald die Menschen mehrheitlich spüren, dass sie nur einen Teil ihrer Bedürfnisse durch Kaufen und über Geld erfüllen können und dass die Kauf- und Geld-Idolatrie mit all ihren Folgen, zb „Smombietum“, die Erfüllung der NICHt käuflichen Bedürfnisse, welche die eigentlich menschlichen sind, stört und hindert („Digitalisierung = Vereinsamung“ stand an eine WAnd in Herford gesprüht im Jahr 2015, ein Hilferuf!) wird das SYstem in sich auch instabil (dieser Lernprozess des Volkes fing in den 1970ern an, stagnierte ab den späten 80ern durch die naive Begeisterung für digitale Technolügie, nahm ab 2008 wieder zu);

    dann kommt es erst zu absurden Auswüchsen der Kaufideologie bis hin zur Selbstschädigung, z. B. Tattoo, Geschlechtsumwandlung (2000-2010er Jahre) – das war eine Art Louis Seize – Zeit von heute;

    und zuletzt wird die skrupellose Diktatur hinter der schönwetterhumanen Maske sichtbar (seit 3/2020)
    und es kommt zu Verelendung, die aber anders als von Marx beschrieben v.a. die menschliche, nicht die materielle Versorgungsebene betrifft. Wir kommen geistig-moralisch herunter (auch dies fing schon in den1970ern kleinklein an, wurde aber erst in den frühen 2000er Jahren sichtbar für alle Bürger, als Komasaufen zum Hobby der Teenies wurde…).

    wie es weitergeht?
    Setzt einfach den Lernprozess der Emanzipation vom Kaufen und viele-sachen-haben fort… Gott hilft!

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