Die Corona-Maßnahmen sind in Italien strenger als in jedem anderen europäischen Land. Der Widerstand dagegen bedeutet, physisch und psychisch an seine Grenzen zu gehen. Seit 1. April ist der Ausnahmezustand zwar beendet – von den Menschen, die sich den Maßnahmen widersetzen, glaubt allerdings niemand, dass das von Dauer sein wird. Eine Reportage vom Widerstand gegen die Corona-Politik in Mailand.LIZA ULITZKA, 20. April 2022
Scht-Scht-Scht – „Ain’t no sunshine when she’s gone“ – Scht-Scht-Scht. Saverio Tassi ist spät dran. „It’s not warm when she’s away“ – Scht-Scht-Scht. Er streift sich schnell seine Tanzschuhe über, wird herzlich von einer fülligen Dame in engem Schwarz begrüßt und reiht sich mit ihr in die Tanzenden ein. Der schmale, groß gewachsene Gymnasiallehrer trägt ausgewaschene Bluejeans. Der Gürtel umwickelt eng seine mager gewordenen Hüften. Saverio bemüht sich seine üppige Tanzpartnerin möglichst grazil über den staubigen Fliesenboden gleiten zu lassen. Er ist noch nicht so recht im Rhythmus. „Aint no sunshine when she’s gone“ tönt es aus dem Lautsprecher, der auf einem Klapptisch an einer der dicken Säulen gelehnt steht. Wenn schon illegal, dann mit der besten Akustik. Es ist der erste Tangoabend für Saverio Tassi und seine Freunde unter freiem Himmel. Ab heute werden sie sich wieder regelmäßig im Säulengang der Mailänder Börse treffen…..
mehr dazu:
https://multipolar-magazin.de/artikel/der-kampf-gegen-den-drachen